Der zweite Longplayer von STEFANIE SCHRANK ist da. Wer die Box bestellt, erhält außerdem ein Bonus-Cover-Album des Debüts Unter Der Haut Eine Überhitzte Fabrik (2019) (mit ANDREAS DORAU sowie Bands wie BÄRCHEN & DIE MILCHBUBIS, LAMBERT und EUROPEAN RICH KIDS). Zwischen beiden Platten lagen zeitlich die Schlachtrufe BRD vom letzten und die Dream Baby Dream EP von diesem Jahr. Vermittelte sie hier ihre fortschrittliche Haltung zur Popmusik, entfaltet sie auf Forma nun ihre Krautpop-Philosophie. Die übersteigerte Künstlichkeit der Musikerin auf dem Cover-Artwork erinnert an die Selbstinszenierung von KRAFTWERK als Roboter.
Das Titelstück zu Beginn ist eine Abfolge von Elektronikbeats, aus denen Synthies herauswachsen. „Shapeshifter“ macht aus diesem Gerüst dann einen Avant-Popsong mit einem Text, der von ewiger Entwicklung erzählt, die sich gegen resignativen Stillstand stellt: „Morphing all the time. Morgen sind wir wie neu.“ Der freie Fluss der Energien und Ideen wird besungen und klanglich dargestellt.
„La Boum“ verfolgt diese Formel weiter: deutscher, verkopfter Text auf Beats und Elektro-Gewaber. Das In-The-Moment-Sein der Liebe hält die Welt an wie in so vielen Lovesongs. Hier klingt auch das Songwriting ihrer Band LOCAS IN LOVE hinein. Die folgenden Tracks sind komplexer und radikaler als das Allermeiste, was im deutschsprachigen Indiepop so zu hören ist. Retrofuturistisch zwischen Indie und Elektro wie STEREOLAB klingen große Tracks wie „Nein Wir Fürchten Nicht Die Nacht“.
Die Thematiken sind dagegen hochaktuell: „Crossfade“ scheint auf KAYLA SHYX‘ Sad Girl Summer zu antworten: „Du hast den ganzen Sommer lang geweint, dein Herz gebrochen, drei Monate nur geweint. Tief innen warst du so tief traurig, dass alles andere verschwand.“ Schrank will ihr Gegenüber heilen und zitiert „Fade To Grey“ von VISAGE.
Doch nicht nur ermutigend klingen die Titel. „Zimmer_The Haunting“ vermittelt elektronisch eine unangenehme Atmosphäre, während Stefanie chorisch eine Wohnung beschreibt, die bereits andere bewohnten und man auch wieder für andere verlassen wird. Es schließt das krautig-komplexe, fünfminütige „The Big Kinship“.
Schrank hat hier das bisher zugänglichste Werk ihrer Solokarriere geschaffen, ohne an Anspruch einzubüßen. Seine Schönheit wächst mit jedem Hören.
Stefanie Schrank
Forma
(Staatsakt/Bertus)
VÖ: 26.09.2025
Live
04.10.25, München, Kammerspiele/Werkraum
07.10.25, Düsseldorf, Ampere
11.11.25, Berlin, Berghain Kantine
12.11.25, Dresden, Societätstheater
13.11.25, Hamburg, Nachtasyl
15.11.25, Osnabrück, Kleine Freiheit
19.11.25, Stuttgart, Merlin
20.11.25, Düsseldorf, Zakk
29.11.25, Braunschweig, Staatstheater
30.11.25, Berlin, Neue Zukunft
24.01.25, Karlsruhe, KOHI