Indie Boy is back in town: Dritter Solostreich des Ex-Pavement-Frontmanns.
War das erste, selbstbetitelte Soloalbum (2001) nach dem Ende von Pavement noch weitgehend kompatibel mit dem Oeuvre der amerikanischen Indie-Slacker und unterschied sich nicht wesentlich von den letzten Alben der Band, ging es zwei Jahre später mit Pig Lib schon in eine andere, experimentellere Richtung mit gelegentlich episch ausgewälzten Kraut- und Artrock-Einlagen, was der Klasse des Albums keinerlei Abbruch tat und für die Entwicklung des eigenwilligen Musikers scheinbar dringend vonnöten war.
Anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums muss man sich also nicht mehr großartig wundern, wenn im Vorfeld von Psycho Blues, Memphis Funk oder gar Turkish Psych die Rede ist.
Neben einigen durchaus Pavement-affinen, entspannt perlenden Songs wie ‚It Kills‘, ‚Freeze The Saints‘ oder ‚Post Paint Boy‘ (mit grandios eingestreuter früher Pink Floyd-Psychedelik) finden sich auf Face The Truth verstärkt Elemente, die zum einen einer schon immer latent vorhandenen Vorliebe für Funk, Country und Elektronik geschuldet, zum anderen einfach weiterhin Ausdruck für musikalische Weiterentwicklung und Experimentierfreude sind, aber keine Angst, auch (leicht runtergedimmte) Indiegitarren finden hier generell noch statt.
Der Opener ‚Pencil Rot‘ bruzzelt aber zunächst mal ziemlich aufgeregt los, und auch Stücke wie ‚I’ve Hardly Been‘ oder ‚Kindling For The Master‘ fährt Malkmus mit – allerdings nur auf den ersten Blick – wirren Arrangements und augenscheinlich diebischer Freude unter ausgiebigem Einsatz von Drum Machine oder Moog-Synthi gegen die Songwriting-Wand. Alles natürlich meist ummantelt von den wunderbar lakonischen und gelegentlich hysterisch croonigen, inzwischen längst zur unverwechselbaren Trademark avancierten Vocals, die in ‚Mama‘ auch schon mal überraschend verzerrt daherkommen.
Alles in allem eine ziemlich eigenwillige Platte ohne die großen Indie-Hits der Marke Pavement, doch wer nicht gleich ungeduldig auf Durchzug schaltet, wird auf Face The Truth auch nach dem zwanzigsten Durchlauf auf immer neue, aufregende und für MALKMUS ungewöhnliche Details stoßen. Kann man wahrlich nicht von jedem Album sagen.
STEPHEN MALKMUS
Face The Truth
(Domino/ Rough Trade)
VÖ: 23.05.2005
STEPHEN MALKMUS am 28.09.05 live in Berlin/ Postbahnhof
www.stephenmalkmus.com
www.verstaerker.com
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]