Längst zur schönen Gewohnheit geworden: Furioser Songwriterrock mit hohem Sympathie-Faktor vom Ex-Dream Syndicate-Frontmann und seiner Band live in Berlin.
STEVE WYNN, sympathischer und immer gerne und regelmäßig gesehener Berlin-Gast, machte also auch diesmal während der Tour zu seinem neuen Album tick…tick…tick Station im Berliner Knaack Klub.
In der bewährten, seit gut vier Jahren bestehenden Besetzung (Leadgitarrist JASON VICTOR, Bassist DAVE DeCASTRO und Schlagzeugerin LINDA PITMON) mit seinen MIRACLE 3 in der Wüste Arizonas aufgenommen, entstand in diesem Jahr innerhalb von gerade einmal zehn Tagen intensiver Studioarbeit das im Vergleich zum Vorgänger Static Transmission deutlich rauere und einen spröderen Charme versprühende neue Album, das die 2001mit dem mehr als mächtigen Doppelabum Here Come The Miracles eingeleitete Trilogie gewohnt anspruchsvoll, vielseitig und ziemlich lautstark abschließt.
Gegen 22.30 Uhr betraten STEVE und seine MIRACLE 3 (am Bass diesmal mit dem Niederländer ERIC VAN LOO) die Bühne im bestens besuchten Knaack Klub, und wie viele andere Künstler mit ähnlichem Tourplan hatte auch der sympathische Vierer noch etwas mit den Nachwirkungen des Abends bzw. der Nacht zuvor in Hamburg zu kämpfen, was aber einem wie immer absolut großartigen Berlin-Auftritt absolut keinen Abbruch tun sollte.
Angetrieben von einer ungemein sweeten, eifrig auf den Punkt trommelnden LINDA PITMON legte die Band mit dem intensiven ‚Death Valley Rain‘ von Here Come The Miracles mächtig los, bevor natürlich auch relativ schnell mit den schönen ‚Cindy, It Was Always You‘ und ‚Your Secret‘, dem furios-garagigen ‚Wild Mercury‘ und dem fantastischen knapp zehnminütigen, zweiteiligen ‚No Tomorrow‘ (nicht von ungefähr sprach STEVE diesbezüglich in seiner Song-Ankündigung augenzwinkernd von einer „rock opera“) der Bogen zum neuen Album gespannt wurde.
Im Vergleich zu vergangenen Gigs in Berlin und auch dem Hamburg-Auftritt am Abend zuvor wurden die Reminiszenzen an seine legendäre Band DREAM SYNDICATE etwas variiert, doch mit dem Dylan-Cover ‚Blind Willie Mc Tell‘, ‚That’s What You Always Say‘, dem an jenem Wochenenende perfekt passenden ‚Halloween‘ sowie einem unglaublich tempoverschärften ‚Days Of Wine And Roses’später im ersten Zugabenblock (bei dem STEVE und JASON ihre Gitarren-Duelle wieder mal vor der Bühne inmitten der Fans austrugen) kam man also wieder in den befriedigenden Genuss einer diesmal etwas überraschenden Auswahl an Songs seiner legendären Band.
Generell herrschte den Gig über – ganz im Zeichen des aktuellen Albums – ein überwiegend ekstatischer Rocksound mit den inzwischen bekannt virtuosen, zwischen der melodiösen Ökonomie eines Neil Young und der effekt- und noiseverliebten Variante beispielsweise eines Ira Kaplan (Yo La Tengo) pendelnden Gitarrenparts von JASON VICTOR, der aber auch gelegentlich von STEVE an der Leadgitarre abgelöst wurde, welcher diese aber infolge eines kurzzeitigen Blackouts („I had no idea…“) auch kurzerhand mal einem Fan in der ersten Reihe reichte, dessen auch nicht eben ideenreiches „Einspringen“ von STEVE später charmant als Jazz-Einlage bezeichnet wurde.
Doch mit u.a. den gefühlvollen ‚The Deep End‘ oder dem den ersten Zugabenteil eröffnenden, nur von STEVE und JASON bestrittenen ‚Sweetness And Light‘ wurde hier und da auch balladesk-besinnlichen Momenten genügend Platz eingeräumt.
Eigentlich fast schon unnötig zu erwähnen, dass es sich auch beim diesjährigen Berlin-Gastspiel insgesamt wieder um einen ungemein intensiven und launigen Auftritt vom sympathischen amerikanischen Alternative-Songwriter und seinen MIRACLE 3 handelte.
www.stevewynn.net
www.knaack-berlin.de
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]