Nach der Moritatensammlung Mitgift (2014) und dem Live-Album Neon (2017) bringen SUBWAY TO SALLY mal wieder ein „normales“ Album heraus. Die einstige Mittelalterband hat sich ähnlich wie ASP zu einer Anything-Goes-Gothic-Rockband entwickelt.
Klassisch gestaltet sich „Am Tiefen See“ mit dem Mittelalter-Gesang einer Undine oder Sirene. Ihr blasses Gesicht findet sich auch bei der „Königin Der Käfer“ und bei den schmutzigen Ballerinas auf dem Cover und dem Video zum lateinischen Gothic-Track „Imperator Rex Graecorum“. Verletzte Frauen sind bekanntlich auf dem besten Wege, Gothicgirls zu werden, und STS spielen ihnen den Takt.
Das Besondere an den Potsdamern war auch immer ihre sehr eigenbrödlerische Lyrik. Während etwa alle Welt in den letzten Jahren sich über jene das Maul zerriss, die nach Deutschland flüchten, schicken STS individualistischen Auswanderern den Song „Island“ hinterher. Auf die grassierende Angst vor Flüchtlingen und Klimakrise reagieren sie ähnlich wie manche Punkbands: Sie feiern episch den Weltuntergang mit sägenden Riffs („Bis Die Welt Auseinanderbricht“), denn Gott hat sich endlich von der Menschheit abgewendet („Die Engel Steigen Auf“).
Wie MIA 2003 zitieren auch Subway to Sally Erich Frieds „Was Es Ist“ im rasanten „Alles was das Herz Will“, aber weder um Liebe noch um Patriotismus zu beschwören. Die reine Gier durch produzierte Bedürfnisse wird ausgesprochen, wie auch die Marketing-Branche, die wahlweise als Sektenguru oder als Motivationstrainer, den Menschen praktisch alles aufzuquatschen sucht („Messias“). Schön, wie sie hier auch das Ohohoho des Deutschpops durch den Kakau ziehen, wie das schon Jan Böhmermann vorgemacht hat („Menschen Leben Tanzen Welt“).
Insgesamt also mehr Stuff für die Szene, aber irgendwie auch ein Album, das so manchen Deutschrockfan zum Nachdenken bringen könnte.
SUBWAY TO SALLY
Hey!
(Subway To Sally, Universal Music)
VÖ: 08.03.2019
Live
28.03.19, Frankfurt/Main, Batschkapp
29.03.19, Köln, Essigfabrik
30.03.19, Hannover, Pavillon
04.04.19, Nürnberg, Der Hirsch
05.04.19, München, Backstage
06.04.19, Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
07.04.19, Saarbrücken, Garage
11.04.19, Berlin, Huxleys Neue Welt
12.04.19, Hamburg, Markthalle
13.04.19, Leipzig, der ANKER
31.05.19, Parsberg, Spectaculum Nordgavia
20.12.19, Stuttgart, Im Wizemann
21.12.19, Gießen, Hessenhalle
22.12.19, Dresden, Alter Schlachthof
26.12.19, Bochum, RuhrCongress
27.12.19, Würzburg, Posthalle
28.12.19, Bielefeld, Lokschuppen
29.12.19, Bremen, Pier2
30.12.19, Potsdam, Metropolis Halle