SUM 41 – Heaven :x: Hell

1996 wurde aus der NOFX-Coverband KASBIR das Punkrockprojekt SUM 41 gebildet. Nach sieben Alben steht jetzt das finale Doppelalbum in den Läden, eine Gegenüberstellung von himmlischem Pop-Punk und höllischem Metalcore sozusagen und zwar auf einem eigenen Label. Mal gucken, was die fünf Herren 2024 können.

Fangen wir bei Heaven an: „Waiting On A Twist of Fate“ ist ein kompromiss- und müheloser SUM 41-Punkrocker und die Single „Landmines“ eine typische Poppunk-Nummer. Sänger DERYCK WHIBLEY klingt so mies gelaunt wie immer. Heaven ist zum einen natürlich eine mindestens ebenso harte Fortführung von Order In Decline (2019) und zum anderen mit dem Hitalbum All Killer No Filler (2001) zu vergleichen.

Was man bei Whibley wissen muss, ist, dass er sich nicht nur lauthals über sein Umfeld und die US-Gesellschaft beschweren kann, sondern auch durchaus selbstkritisch ist. Songs wie „Time Won’t Wait“ und „Not Quite Myself“ sprühen auch von Enttäuschung über eigene Fehler in Beziehungen, die er melodisch zu formulieren vermag. „Dopamine“ ist ein Trennungssong, in dem ihm die Sänger PRESTON und TIM TINNESZ Backing geben. Er selbst hat die Produktion der Songs wie auch beim Vorgänger übernommen und präsentiert hier sein erwachsenes Ideal seiner Band. Allerdings sind es altbekannte Konzepte der 2000er. Nichts überrascht.

Und Hell? Nach dem unnützen Elektro-Intro „Preparasi a Salire“ kommt „Rise Up“, ein Hardrocker voller Drohungen und fixen Riffs. Endlich kommt mal Leben in die Bude. „You Wanted War“ überzeugt mit irre schnellen Drums und Riffs. „I Don’t Need Anyone“ sowie „It’s All Me“ sind Tracks, die sich in den E-Gitarren und teilweise auch in den Vocals deutlich im Bereich des Melodic Metalcore bewegen. Schon mit Chuck (2004) hatten SUM 41 so neue Fans gewonnen.

Mit „Stranger In These Times“ drückt Whibley nicht nur seine Punk-Haltung aus, sondern auch ein weit verbreitetes Unbehagen in der Multikrise. Geradezu fatalistisch klingt er bei „House of Liars“: Dass alles gerade den Bach runtergeht („God help us. It’s all fucked up and now, the further we go, we wind up in hell.“), denken in Deutschland etwa auch WIZO („Nichts Wird Wieder Gut“). Dass die Demokratie zur disfunktionalen Post-Demokratie verkommen ist („Say, we all have our voices but mine don’t speak up„), beantwortet Whibley mit Destruktion („Burn down this house of liars! Now I say, you’re guilty as sin can be.“). Im Privaten will der Frontmann ähnlich mit Leuten mit narzisstischen Zügen umgehen („You Wanted War“).

Diese Negativität wird mit der Neuaufnahme des ROLLING STONES-Covers „Paint It Black“ betont. Entsprechend verzweifelt verabschiedet sich die Band mit der „Nichts ist für immer“-Ideologie in „How The End Begins“: „Now it’s the end, we can’t get it back. Why doesn’t anything good ever last?“ Nein, Hoffnung haben uns SUM 41 nicht anzubieten, außer vielleicht, dass aus Bands, die ihre Songs covern, mal etwas ähnlich Bewegendes entsteht.

 

SUM 41
Heaven :x: Hell
(Rise)
VÖ: 29.03.2024

www.sum41.com

Live

21.06.24, Neuhausen Ob Eck, Southside Festival
22.06.24, Schnee, Hurricane Festival
29.06.24, Geiselwind, Mission Ready 2024
07.07.24, Hünxe, Ruhrpott Rodeo 2024

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