Vielleicht haben es SUM 41 als einzige der Poppunk-Bands der 1990er/2000er richtig gemacht. Statt aufzuhören, sich ewig zu wiederholen wie NOFX oder das Lachen zu verlieren wie BLINK-182, verwandelten sie ihren jugendlichen Protest in erwachsene Wut. Sie politisierten sich, was angesichts von Bush Jr. und jetzt eben Trump zugegebenermaßen nicht gerade schwierig war. Der Weggang von Gitarrist DAVE BAKSH nach Chuck (2004) nahm der Band den Metal. Seine Rückkehr 2015, auch um Sänger DERYCK WHIBLEY wieder hoch zu helfen, führte zu einem neuen Level des Punkrocks. Whibley musste harte Trennung und Alkoholprobleme verarbeiten. Die setzte er in musikalischer Manier nach der RISE AGAINST-Formel um: eine Individualbeziehung kann lyrisch auch politisch gelesen werden („The New Sensation“).
Die Band hat sich ausgereift und spielt auf ihrer Höhe. Wirbelnde Gitarrensoli für Baksh wie in „Eat You Alive“ und auch mal Klargesang für Whibley („A Death In The Family“) machen die bekannten Muster trotz Eingängigkeit abwechslungsreich. Im beliebigen R’n’B-Einerlei der amerikanischen Charts halten aktuell SUM 41 die Fahne des widerständigen Rocks hoch („The People Vs…“). Die Band fühlt sich ihren Fans verpflichtet, was nicht zuletzt Whibley aus seinem tiefen Loch wieder rausgezogen hat („Catching Fire“). Nun rollt diese Band und treibt an, wo sie kann. Mag sie alten Rockbands Vorbild sein, die angesichts der Zerstörung der US-Gesellschaft faul in der Ecke liegen.
SUM 41
Order In Decline
(Hopeless Records)
VÖ: 19.07.19
Live
19.06.20, Southside Festival, Neuhausen Ob Eck
21.06.20, Hurricane Festival, Scheeßel
27.06.20, Vainstream Rockfest, Münster
16.08.20, Highfield Festival, Großpösna/Leipzig
18.06.21, Southside Festival, Neuhausen Ob Eck
20.06.21, Hurricane Festival, Scheeßel
26.06.21, Vainstream Rockfest, Münster