Naja, zumindest wird es mit MACHINE GUN KELLY nicht langweilig. 2012 wollte er mit Lace Up der neue EMINEM werden und unterlag. 2020 wollte er mit Tickets To My Downfall der neue TOM DELONGE werden und scheiterte. Neben Hiphop und Poppunk kündigte sich untergründig aber bereits der dritte Versuch an, irgendwie ein Rolemodel zu werden: 2019 featurede er Cloudrapper TRIPPIE RED mit „Candy“ und 2020 mit „All I Know“. Dieser gilt als Freund von XXXTENTATICION und Feind von 6IX9INE. Nun also das nächste Genre: Sadboy sprich Emotrap. Die Beats für die Collabo-EP sind von einem ganzen Dutzend Producern zusammengerührt worden.
An der Akustikklampfe sitzen bei „Lost Boys“ die beiden erfolgreichen Herren und beklagen den Verlust ihres Lebens: „I’m rich, and I’m unhappy. I wish I was back in the days when I had a shirt with my hat backwards. Now I’m alone in a vamp castle.“ Überraschung: Geld, Groupies und Drogen machen nicht instant glücklich.
MGK, der sich jetzt seinen ganzen Oberkörper übertätowiert hat, kommt aus seiner Fakeness nicht heraus, genau wie etwa YUNGBLUD. „Beauty“ und „No More“ sind coole Tracks, doch Herzschmerz nimmt den beiden Stars (außer ihre Groupies vielleicht) niemand ab, erst recht nicht wenn sie in „Time Travel“ sexistisch über American Psycho-Gewalt fantasieren.
Natürlichere Songs sind dann tatsächlich simple Gitarrenlieder wie „Struggles“ und „Summers Gone“, in denen sie erzählen, dass sie aufgrund von Drogenkonsum und Charakter nicht gerade unkompliziert sind. „Hiding In The Hills“ gibt dann MGK die Möglichkeit, ein Wenig sein Songwriting auszuspielen.Trippie Red versucht ständig zu singen, packt es aber z.B. in „Half Dead“ kaum, eine Melodie zu halten oder zumindest eine Hook durch zu halten.
Wer sich für Emotrap und Lofi-HipHop erwärmen kann – wenn auch nur zum Runterkommen vom High – könnte hier etwas haben. Besonders sympathisch sind die beiden Herren leider immer noch nicht.
Machine Gun Kelly/Trippie Red
Genre: Sadboy
(EST 19XX/10K/Interscope)
VÖ: 29.03.2024