Der Schweizer Singer-/Songwriter TAYLOR JOE aus Biel wagt sich aus der Deckung. Sechs Songs, die teilweise mehr als 10 Jahre nur in seinem Kopf existierten, sind jetzt aufgenommen und auf Material gebannt. Was hat er geschaffen?
Schnelle feine Akkorde auf der kleinen Gitarre erklingen und seine helle Stimme schmiegt sich daran. Er singt von seinen Jungsgeschichten. Mag nicht alles schön gewesen sein, war da doch immer wieder die Schönheit, die ihn verzauberte („Your Eyes“). Derart mit Queerness ins Haus zu fallen, wirkt befreiend.
„Come Home“ ist eine sanfte Reflexion an der zärtlichsten E-Gitarre. Taylor singt mit sich selbst im Chor und findet freundliche Lofi-Melodien, die nicht wie etwa bei COLDBREW überladen wirken.
Auf dem CD-Cover finden sich neben dem Sexting-Selfie auch Kinderfotos. Gerade das rechte Foto ist interessant, zeigt es doch offenbar ihn als Kindergartenkind in der geschlechtlichen Experimentierphase. In „Little Boy Blue“ scheint er seinem kindlichen Selbst beruhigend Mut zuzusprechen: „Don’t hide your light and make this place into a home.“
„Sky High“ wirkt eher wie das Gespräch mit seinem jugendlichen Selbst, als man tagelang bekifft im Bett blieb, unfähig und unwillig aufzustehen. Diese Ehrlichkeit haben schon andere bewiesen wie etwa CLUESO („Vergessen Ist So Leicht“) oder PINK („Conversations With My 13 Year Old Self“). Sie könnte für Taylor einen Lebensabschnitt beenden und einen neuen als öffentlichen Sänger beginnen.
Taylor Joe
Scraps
(Selbstvertrieb)
VÖ: 24.03.2023