Subway To Sally – Himmelfahrt

Über 30 Jahre SUBWAY TO SALLY – Wer hätte das gedacht? Als Jungspunde 1990 gestartet, werden die Potsdamer jetzt als Mittelalter-Rock-Veteranen behandelt. Nach dem Live-Album Alles Was Das Herz Will (2020) zur letzten Studio-Platte Hey! und der Fan-Live-Verneigung Eisheilige Nacht – Back to Lindenpark (2021) haben die Damen und Herren wieder neue Songs eingespielt. So kann man natürlich auch Corona überstehen.

Nun wurde die Mainstream-Öffnung Hey! von nicht jedem Fan begrüßt. Doch STS machen ungestört weiter. Wie DIE ÄRZTE in den 2000ern („Wir Sind Die Besten“) lassen sie sich selbstbewusst weder von Kritikern oder der Mittelalter-Konkurrenz stören („Ihr Kriegt Uns Nie“). Diese Gelassenheit kann sich auf die treue Fangemeinde stützen. Und so singt ERIC FISH, der sich auch die Millennial-Fail-Mode des Herrendutts zugelegt hat, ganz zu Anfang: „Ihr wollt wieder eure Lieder, eines, das die Seele wärmt, eines, das zum Tanze bittet, eines, von dem jeder schwärmt.“ („Was Ihr Wollt“). Ob man auch tatsächlich wieder Legendäres abliefert, bleibt abzuwarten. Denn mit „Leinen Los“ und „Weit Ist Das Meer“ bekommt der Zuhörer eher härtere SANTIANO als die guten alten STS.

Dann folgt die angekündigte Selbstwiederholung: „So Tief“ ist ein weiterer Song, der sich den einsamen Frauen widmet. Da gibt es diesen Traum vieler Metaller, depressive Mädels zu retten. Doch während früher „Kleine Schwester“ fast gehässig eine magische Teufel-Mensch-Beziehung beschreibt wie im Film Pans Labyrinth (2006), ist „So Tief“ eine Ballade. Auch „Lasst Die Himmel Fall’n“ später kommt nicht an „Wo Rosen Blühen“ heran.

Nach dem obligatorischen Latein-Song „Gaudens In Domino“ wird mit majestätischen Metal-Gitarren Gottes Position zur Menschheit geklärt („Gott Spricht“). Während aber Gott früher „Das Rätsel“ war, ist hier alles völlig klar. Da heißt es geradezu protestantisch: „Ihr beichtet mir Sünden, statt gut zu sein.“ Hier wird die dialektische Theologie ausgepackt: „Niemand von euch kommt mir jemals nah.“ Gott bereut seine Schöpfung und stellt sich biblisch gegen Armut, Krieg und Herrschaft: „Kein Kind wurde je verdorben geboren, kein Mensch ist bestimmt für den Tod in der Schlacht. Nicht einen König habe ich je erkoren.“ So viel Gespür für das Christentum überrascht.

Nach der Pandemie werden im relativ Band-typischen Sound die Toten „Auf Dem Hügel“ gezählt, immerhin bis jetzt 170.000 Coronatote in Deutschland. Und dann erfolgt mit „Autumn“ das Glanzstück des Albums, ein akustisches Streicher-Highlight, das das ganze Album überstrahlt. ALLY STORCH kommt hier zu voller Stärke.

Trotz mancher guter Ideen bleibt aber der Eindruck der Bequemlichkeit, unter der das Songwriting leidet. STS waren mal besser, wenn auch nicht ganz so massentauglich.

 

SUBWAY TO SALLY
Himmelfahrt
(Napalm)
VÖ: 24.03.2023

http://subwaytosally.com

Live

13.04.23, Oberhausen, Turbinenhalle
14.04.23, Goslar, Miners Rock
15.04.23, Leipzig, Anker
28.04.23, Losheim, Hexentanz
29.04.23, Heidelberg, Halle02
30.04.23, München, Backstage
05.05.23, Köln, Essigfabrik
06.05.23, Erfurt, Central
10.05.23, Frankfurt, Batschkapp
11.05.23, Nürnberg, Hirsch
12.05.23, Osnabrück, Hyde Park
13.05.23, Andernach, Schlossgarten
18.05.23, Hannover, Pavillon
20.10.23, Hamburg, Markthalle
21.10.23, Berlin, Huxleys
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