TEENAGE FANCLUB + THE POSIES am 28.10.2005 im Postbahnhof


Triumphale Rückkehr auf deutsche Bühnen mit launigem Seattle-Support und gefühlten 50 Hits im Gepäck.



Zuletzt hatte ich TEENAGE FANCLUB auf Doppeltour mit den seligen Buffalo Tom Ende der 90er gesehen, und seitdem hat sich die Band aus Glasgow meines Wissens tourtechnisch hierzulande leider nicht mehr blicken lassen. Im Jahr 2000 veröffentlichten sie noch das wunderbare Howdy, danach ein Best Of-Album, schließlich Stillstand. Nach Verlust des Plattenvertrages gründeten sie ihr eigenes Label und machen nun also mit dem neuen Album Man-Made glücklicherweise wieder imposant von sich reden, bietet es doch fantastischen, Sixties-inspirierten FANNIES-Gitarrenpop mit mitreißenden Melodien und sonnigen Harmonien in Reinkultur.

Nicht ganz von ungefähr haben sie sich die wiedervereinten POSIES aus Seattle (die bereits Anfang der 90er schon einmal den TF-Support bestritten) mit ins Tourboot geholt, schließlich wurde die Band nach ihrer anfänglichen Melody Punk-Phase mit Dinosaur Jr.-Anleihen immer gerne mit Bands wie den Byrds, Beach Boys oder eben den legendären Big Star verglichen, an deren überraschendem diesjährigen Comebackalbum der POSIES-Nukleus KEN STRINGFELLOW und JON AUER wiederum maßgeblich beteiligt war.
Angespornt von einer ekstatisch abgehenden Schar an Berliner oder mitgereisten, meist weiblichen Fans, legten die POSIES ein Supportset hin, das sich – auch wenn’s noch so abgedroschen klingt – gewaschen hatte. Krachig-melodiöser Indie- und Collegerock im schwitzigen Rock’n’Roll-Style inklusive gewagter Gitarren-Akrobatik, Saiten-Zerreißen und zwischenzeitlichem Verlagern der Chose samt Mikroständer und Gitarren inmitten der begeisternden Fans. Viele alte Hits und natürlich einige Stücke des nach gut fünfjähriger Pause und dem vorläufigen Ende der Band in diesem Jahr veröffentlichten Comebackalbums Every Kind Of Light stimmten vortrefflich auf den Hauptact ein.

Älter sind sie geworden, die etwas unscheinbaren Jungs von TEENAGE FANCLUB, inzwischen darf man ja wohl auch guten Gewissens von den Daddies von nebenan sprechen. Mit einem sichtlich gutgelaunten, permanent strahlenden und Kaugummi kauenden Frontmann NORMAN BLAKE im Zentrum des Geschehens und den wie immer etwas (sehr) zurückhaltend-introvertiert wirkenden RAYMOND McGINLEY und GERARD LOVE an Gitarre und Bass setzten TEENAGE FANCLUB nach dem obligatorischen Opening-Fanal ‚Hang On‘ gewohnt unprätentiös zu einem über 90-minütigen Feuerwerk an schier unzähligen fantastischen Gitarrenpop-Hits mit überwiegend zwei- bis dreistimmigem Gesang und schönen Harmonien an, inklusive – insbesondere bei älteren Songs wie ‚Star Sign‘, ‚Radio‘ oder ‚What You Do To Me‘ – markant-melodischer, einfach unwiderstehlicher Soli und ohnehin gelegentlich heftiger Gitarren-Fadeouts wie beispielsweise beim beeindruckend furiosen Ende des regulären Sets.

Die FANNIES spielten sich leidenschaftlich durch gut 15 Jahre Bandgeschichte und zahlreiche nach wie vor nostalgisch funkelnde Hits und Klassiker, und gut die Hälfte des großartigen aktuellen Albums Man-Made (besonders schön ‚It’s All In My Mind‘, ‚Feel‘ und ‚Fallen Leaves‘) gehörte ebenso zum Set wie u.a. Songs der ersten, wesentlich rockigeren Alben sowie ihres bis heute erfolgreichsten Albums Grand Prix, mit dem sie 1995 ja mit Songs wie ‚Sparky’s Dream‘, ‚Mellow Doubt‘ oder ‚Neil Jung‘ kurzzeitig auch einen kleinen Beitrag zum von Blur und Oasis losgetretenen Britpop-Boom leisteten.
Völlig zu Recht herrschte den Gig über also eine tolle, ja euphorische Stimmung im mit ca. 600-700 Besuchern grandios besuchten (großen) Postbahnhof, und der Zugabenblock mit einem der Klassiker schlechthin, ‚The Concept‘, oder dem den Gig endgültig beschließenden ‚Don’t Look Back‘ steigerte die Begeisterung dann nochmal um ein Vielfaches. Fantastischer Auftritt einer auf deutschen Bühnen lange schmerzlich vermissten Band.

www.teenagefanclub.com
www.theposies.net

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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