Terroranschläge in Paris – Eagles of Death Metal und Bataclan mit Bedacht gewählt

Am Freitag den 13. November ereignete sich in Paris eine Reihe der verheerendsten Terroranschläge Europas, bei denen mindesten 129 Menschen ums Leben kamen. Zu den Anschlägen bekannte sich der „Islamische Staat“. Am schlimmsten traf es das Konzerthaus Bataclan. Hier stürmten um 21:30 Uhr, bei einem Konzert der Stoner-Boogie-Rock-Band Eagles of Death Metal, mehrere schwarz vermummte und vermutlich mit Kalaschnikow-Schnellfeuergewehren bewaffnete Männer das Konzerthaus und eröffneten das Feuer auf die ca. 1.500 Besucher. Dabei kamen, bis zur Erstürmung durch die Polizei (RAID) um 1 Uhr morgens, mindestens 89 Menschen ums Leben. Die Band selbst konnte sich durch einen Ausgang an der Bühne in Sicherheit bringen, während eines ihrer Crewmitglieder, der 36-jährige Brite Nick Alexander, der während des Konzerts am Merchandise-Stand arbeitete, zu den Todesopfern zählt. Auch Mitglieder der Alternative-Metal Band Deftones waren vor Ort und konnten sich retten. Sie hätten am darauffolgenden Tag ein Konzert im Bataclan geben sollen.

Die Wahl eines Terroranschlags auf das Bataclan und ein Konzert der Eagles of Death Metal war womöglich eine durchdachte Entscheidung. Das Bataclan, welches bereits zwischen 1864 und 1865 errichtet wurde, war noch bis vor 2 Monaten über Jahrzehnte im Besitz von jüdischen Eigentümern. Jährlich soll dort eine Gala zugunsten des Magav stattgefunden haben. Der Magav ist der militärisch organisierte Grenzschutz des israelischen Staats. Im September noch sollen dort zudem proisraelische Veranstaltungen abgehalten worden sein. Bereits 2011 konnte ein vermeintlicher Anschlag auf das Gebäude verhindert werden.

Dass für den Anschlag konkret das Konzert der Eagles of Death Metal ausgewählt wurde, kann zwei Gründe haben. Zum einen die politische Attitüde der Kernmitglieder Jesse Hughes (Boots Electric) und Josh Homme (Queens of the Stone Age und ex-Kyuss), welcher während des Anschlags nicht zugegen war, und zum anderen die Außendarstellung der Band. So hatte sich Hughes bei einem Konzert in Israel offen gegen die international agierende BDS- (Boycott, Divestment and Sanctions) Kampagne ausgesprochen. Die BDS-Kampagne richtet sich hauptsächlich gegen die umstrittene Siedlungs- und Außenpolitik Israels. Vorab soll ihm Roger Waters (ex-Pink Floyd und Unterstützer der BDS) eine Mail geschrieben haben, in der er den bevorstehenden Auftritt der Eagles of Death Metal in Israel kritisiert haben soll. Hughes behauptete auf dem Konzert, er hätte ihm nur mit zwei Worten geantwortet. Welche kann man sich denken. Daneben tritt vor allem Homme offen gegen Homophobie und sexueller Diskriminierung ein. So hat er 2004 Langzeitkollegen Nick Oliveri (Mondo Generator und ex-Kyuss) aus den Queens of the Stone Age geschmissen, nachdem bekannt wurde, dass dieser seine damalige Freundin geschlagen haben soll.

eagles-of-death-metal-zipper-down750Zipper Down – aktuelles Albumcover der Eagles of Death Metal

In Ihrem Bekennerschreiben behauptet der IS, das Bataclan angegriffen zu haben, weil dort „eine perverse Feier“ stattgefunden haben soll.  Wie passt das zu den Eagles of Dath Metal? Nach außen kommunizieren die Eagles of Death Metal blanken Hedonismus. Sex, Party und Rock’n’Roll. Das ist berechnend und gehört zum Imagemarketing der Band. Vom Artwork der Plattencover und vom Inhalt der meisten Texte mag man ihnen Sexismus unterstellen. Kenner der Band wissen jedoch, dass es sich hierbei um einen Teil der Show handelt. Man spielt mit Klischees und Stereotypen, die bei flüchtigem Blick leicht fehlinterpretiert werden können. Der sexuelle Fokus wird vor allem in den Bühnenshows und den Gebärden von Sänger Hughes deutlich, der sich oft in eindeutigen Posen und  körperlichen Anspielungen zur Schau stellt. Ernsthaft über die Stränge geschlagen wird hier jedoch kaum.

Schon jetzt droht die Gefahr der politischen Instrumentalisierung der Anschläge von einerseits europäischen Regierungen und andererseits der europäischen Rechten. Neben den eher kritisch zu bewertenden Bestrebungen, die Überwachung auszubauen und  die Grenzkontrollen zu verschärfen, kam es bereits in der Nacht der Anschläge zu einem verhehrenden Brandanschlag auf ein bei Calais liegendes Flüchtlingslager, welches über 6.000 Hilfesuchende beherbergt. Unreflektierte Islamophobie und Fremdenhass darf keine Folge der Anschläge werden.  Diese Entwicklung wäre genauso tragisch wie die Ereignisse selbst.

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