Dass Nu Metal nicht mehr neu ist, ist ein alter Hut. Doch Crossover-Metal ist nicht mehr so vergessen wie noch in den 2010ern. Mitsamt dem Y2K-Revival scheint der Sound der Jahrtausendwende für viele wieder hörbar. TETRARCH aus Atlanta sind auf den Rock-Dachboden geklettert und wollen hier die alten Helden entstauben. Sänger JOSH FORE und Gitarristin DIAMOND ROWE kennen sich schon seit der Kindheit und haben 2007 Tetrarch gegründet. Dank ihrem Indie-Debüt Freak (2017) haben sie es jetzt zu Napalm Records geschafft und geben dem Hörer einiges auf die Ohren. Auf Unstable führen sie ihren Weg zusammen mit RYAN LERNER (Bass) und RUBEN LIMAS (Drums) konsequent weiter.
Schon die ersten Parolen auf „I’m Not Right“ machen nieder: „Looking in the mirror and I hate myself.“ Dazu rauschen scharfe Gitarren los, bevor harte Drums und schräges Elektro einsetzen. Sänger Fore klingt stimmlich und melodisch verdammt nach CHESTER BENNINGTON. Doch wer denkt, hier einen LINKIN PARK-Abklatsch vor sich zu haben, der irrt. Denn dazu kommen tiefes Metal-Gebrüll, was eher auf Bands wie KORN verweist. Noch deutlicher wird dies in einem Uptempo-Song wie „Negative Noise“.
Das Titelstück korrespondiert mit dem Cover-Artwork als Beschreibung eines Problemjugendlichen. Die Generation Z ist ziemlich allein gelassen. Depression, Wutausbrüche und ADHS werden enttabuisiert, einfach auch weil sie so verbreitet sind. Die Unmöglichkeit, sich zu kontrollieren, wird in nun auch in Filmen wie Systemsprenger (2019) gut beschrieben. Tetrarch geben hier die Stimme: „You want me to hide. Keep it all inside.“
Doch Nu Metal war Musik, um Wut rauszulassen und Bands wie ADEMA haben hier einen verzweifelten Sound vorgelegt, an den sich Tetrarch zwar anlehnen, doch durchaus auch etwas damit machen. „Sick Of You“ und „Take A Look Inside“ warten zum Beispiel mit verschiedenen Gesangsarten auf, die im Metal-Bereich genutzt werden. Dennoch würde man sich über Albumlänge doch mehr Variation wünschen. Für ruhige Momente wie in „Trust Me“ ist fast kein Platz, was allerdings auch der Lebensrealität mancher jungen Zeitgenossen entspricht.
Tetrarch
Unstable
(Napalm Records)
VÖ: 30.04.2021