THE AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE – Aim Of Design – Good Time


Zwischen musikalischen Kindereien und textlichen Fremdzitaten, Depeche Mode und Kippenberger. Oder: Genialität meets Dilettantismus.



Es gibt ja diese Alben, mit denen man sich unendlich schwer tut. Aim Of Design – Good Time gehört zweifellos dazu. Vermutlich bin ich nicht die Einzige, der diese CD Kopfzerbrechen bereitet. Aber fangen wir am Anfang an…

THE AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE (TAODITDS) kommen aus Berlin (ursprünglich aus Gosen bei Erkner) und veröffentlichten ihr Debütalbum Gosen U Can Rave II bei der Künstlergemeinschaft R.O.T.. „Dieses Album ist aufregend, radikal, großartig, vielleicht sogar das Beste aus Berlin seit Jahren, ein Knochenbrecher, ein brillant-stumpfes Gitarrenalbum, wie es Surrogat in tausend Jahren nicht hinbekommen werden.“ schreibt die taz am 26.11.2003. Doch zur Popmusik gehört (leider) eben auch der ganze Zirkus, und der präsentiert sich bei TAODITDS in der Vergangenheit eher zwiespältig bis peinlich.

Dazu gehört, dass TAODITDS Teil des von Inga Königstädt und R.O.T. (Mia.) initiierten, mittlerweile wohl in der Versenkung verschwundenen Projekts waren. Dazu gehört, dass TAODITDS sich (laut damaliger Presseinfo) „als Sprachrohr der Berlin-Brandenburger-Deutschen“ fühlte, um „die Jugend zu bilden und zu erziehen“. Dazu gehört, dass der Bassist der Band, STEPHAN SZULZEWSKY aka „DJ Deutschland“ aka „DJ Ostdeutschland“ am liebsten in Brandenburger Dorfdiskos Musik von Scooter zu Gehör bringt.

So weit, so unausgegoren.

Lassen wir diesen Theoriekram beiseite, die Band hat es anscheinend auch getan. Nach längerem Hickhack, Labelsuche und Labelwechsel erscheint nun das neue Album Aim Of Design – Good Time von EINHORN (Gesang), SCHULZKY (Gitarre), JEANZ (Bass) und KUC (Schlagzeug) auf HobbyDeluxe.

Geblieben ist jedoch, dass sich TAODITDS zwischen Genialität und Dilettantismus nicht entscheiden können (oder wollen?). Da treffen textliche Kindereien (‚Fridolin, der freche Dachs‘) auf typische Berlin-Mitte-Rotznasen-Credibility, feine Alltagsbeobachtungen auf Powerslogans. Musikalisch vorwiegend zwischen schroffem und reduziertem, leicht dreckigem Indiepunkrock (‚3 Tage frei in Frankfurt/Oder‘, ‚Bum Bum Stinke Stinke‘) angesiedelt, plazieren TAODITDS auf Aim Of Design – Good Time auch hier und da Synthies (‚Depeche Mode‘) und recyclen sich selber (‚Kippenberger‘) und andere (‚Märkisch Crystal‘ enthält eine Passage von ‚Born In The GDR‘ von Sandow).

Aim Of Design – Good Time erinnert tatsächlich an die ostdeutsche Punkrocklegende Sandow aus Cottbus, mit ihren Ska-, Punk- und Wave-Einflüssen, mit ihren mal geradeaus nach vorne, mal verhakelten Rhythmen und ihrer wütenden Lyrik auch an die Fehlfarben. Dabei gelingen TAODITDS wirklich großartige Songs (‚Kippenberger‘, ‚Hooligankäppchen‘, ‚Märkisch Crystal‘). Das ist die eine Seite. Auf der anderen stehen zum einen textliche Tragödien (‚Besenwagen‘, ‚3 Tage frei in Frankfurt/Oder‘) und musikalische Belanglosigkeiten einer drittklassigen Rockband. Eine Bilanz, die zwiespältiger nicht sein kann.

THE AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE
Aim Of Design – Good Time
(Hobby Deluxe/ Indigo)
VÖ: 14.10.2005

THE AIM OF DESIGN IS TO DEFINE SPACE spielen live am 24.11.05 im Magnet.

www.aimofdesign.de
www.hobbydeluxe.com

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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