The Airborne Toxic Event – Hollywood Park

Jetzt wird’s wieder gehaltvoll, soll das Cover des sechsten Albums der US-Indierocker von THE AIRBORNE TOXIC EVENT sagen. Die hatten vor neun Jahren mit All At Once den Höhepunkt ihres Schaffens. Damals hieß es im Titelstück: „We grow old all at once and it comes like a punch in the gut, in the back, in the face!“ In der gerade erschienenen Biografie von Sänger MIKEL JOLLETT wird endlich klar, was das bedeutet. Der Schriftsteller erzählt hier von seiner Kindheit in der Sekte Church of Synanon. Nach eher mittelmäßigen Elektro- (Dope Machines) und Folk-Platten (Songs of God and Whiskey) kündigt sich eine Rückkehr zum Poprock an.

Schon der titelgebende Aufmacher der neuen Platte setzt auf Klotzen statt Kleckern: Noch eine Pianomelodie drauf, Chor, Geigen! Aber Angst vor Überproduktion hatten TATE ja nie. „Brother, How Was The War?“ beschwört pathetisch Popgesten herauf. Dass der Vietnamkrieg das amerikanische Märchen ziehmlich beschädigte, ist bekannt. Mit „Carry Me“ an der Akustikgitarre ist Jollett wieder ganz bei All At Once.

Dann folgen ein paar Indierocker, die die Band ihren Fans von früher gönnen muss. „I Don’t Want To Be Here Anymore“ klingt vertraut und berichtet genau wie „All The Children“ von der Kindheitsverarbeitung. Jollett, der nach der Vaterfigur des Sektenführers Charles E. Dederich jetzt auch seinen physischen Vater verlor („Everything I Love Is Broken“), musste sich doppelt emanzipieren. Trotz der Beteuerungen, nicht mehr an die Liebe glauben zu können, schließen sich natürlich doch wieder Routine-Liebeslieder an.

Pep haben diese auf Hörerfreundlichkeit gebügelten Songs kaum und authentisch können sie entsprechend auch kaum sein. Für einen Samstagabend im Rockclub reichen sie aus und machen Lust, sich vielleicht doch das Buch von Jollett zu holen.

 

THE AIRBORNE TOXIC EVENT
Hollywood Park
(Rounder Records/Concord/Universal)
VÖ: 22.05.20

http://www.theairbornetoxicevent.com/

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