Glasgows neuester Export direkt aus den 60’s.

THE AMAZING SNAKEHEADS sind in vielerlei Hinsicht der Abtörn der schnöseligen Indieszene, und dabei geht es nicht um nur ihre zerrissenen Lederjacken oder farbigen Polyesterhemden, es ist vielmehr ihre Geschichte. Eine Hommage gegen das gierige Musikbusiness, welches neue Bands hervorspuckte wie am Fließband. Anders als Bands wie die Kooks, die nach zwei Monaten mit Anfang Zwanzig entdeckt, gesignt, gepusht und von Konzert zu Konzert und Festivals gekarrt wurden, haben die Amazing Snakeheads vor allem eins gemacht, gelebt.

So sehen sie die drei Glasgower Herren nun nicht aus wie aus einem Hollywoodstreifen, sondern beschmücken sich lieber mit Augenringen und Dreitagebart. Es ist diese Art der Prunklosigkeit, die sie von der ersten Sekunde an sympathisch macht. Ihr Debütalbum mit Anfang Dreißig ist vielleicht für die meisten Indieschwärmer ein wenig spät, doch das Warten hat sich gelohnt. Die Platte, die neben einer Schlangenhaut als Cover zehn Titel beinhaltet, strahlt etwas aus, was Herz hat. Amphetamine Ballads heißt die Platte, und der Titel trifft den Inhalt ziemlich gut.

So fängt der erste Song des Albums mit einem Gong an. Es klingt gerade so, als würden die drei Schotten nach einer durchzechten Nacht an einem wackligen Flaschenzug ins Leben gehievt werden. ‚I’m a Vampire‘ wird durch eine bluesige Bassline und dem grölenden „Stöhngesang“ des Leadsängers Dale gekennzeichnet. Den Lyrics wurde generell die rosarote Brille weggenommen. Ungeschönt und ehrlich. Für ein Debütalbum erreichen diese sogar eine nahezu philosophische Tiefe der Einfachheit.

Was beim ersten Hinhören noch wie ein Meilenstein für die Mülltonne klingen mag, wird beim zweiten Hören zu etwas anderem, besserem. Lieder wie ‚Heading for Heartbreak‘ oder ‚Tiger by the Tail‘ sind nicht nur von einer düsteren Tragödie untermalt, sondern auch mit rauchigen Gitarrenriffs bestückt. Der Höhepunkt der Platte bleibt aber ‚Here it comes again‘, das zunächst leise daherkommt, um dann lautstark unter Protest zu enden. Jedoch ohne die Welt verändern zu wollen, ohne jegliche Ambitionen.

Doch das macht gerade die Platte zu einem Unikat in der heutigen Musikszene. Ein Unikat mit einem schönen starken schottischen Akzent und bluesigem Grungesound.

Unbedingt mal reinhören:
‚I’m a Vampire‘, ‚Where is my knife‘, ‚Here it comes again‘, ‚Heading for Heartbreak‘.

THE AMAZING SNAKEHEADS am 28.05.14 live in Berlin @ Bi Nuu

THE AMAZING SNAKEHEADS
Amphetamine Ballads
(Domino Records)
VÖ: 11.04.2014

www.facebook.com/theamazingsnakeheads
http://theamazingsnakeheads.tumblr.com
www.dominorecordco.com/artists/the–amazing-snakeheads

Autor: [EMAIL=tim.wegner@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Tim Wegner[/EMAIL]