Die luxemburgischen Newcomer MONOPHONA im Kurz-Interview am Rande des Benefiz-Konzerts in Esch-sur-Alzette – dem ersten Stop unserer neuen Reihe POPTRAVEL…
POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir künftig in unregelmäßigen Abständen vermehrt von außerhalb Berlins, ja: außerhalb Deutschlands. Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand. Heute geht es nach Esch-Sur-Alzette…
Luxemburg Ende März. Auch das Großherzogtum befindet sich noch im eisigen Griff des langen Winters, doch in der Rockhal, der landesgrößten, nunja, Rockhalle in der Industriehochburg Esch-sur-Alzette, eine halbstündige Zugfahrt von der Hauptstadt entfernt, geht es an diesem Abend um einen Akt der Wärme.
Ein Jahr ist es her, dass Sébastien Peiffer, Sänger der Band BABYOIL, in der Nähe des Gare du Luxemburg von einem Bus erfasst wurde und schwerste Verletzungen erlitt. Um an ihren gemeinsamen Freund zu erinnern und ihn auch finanziell zu unterstützen (Ticketverkäufe, Merchandise-Erlös, sogar die Trinkgelder der Bar werden gespendet), geben ein gutes halbes Dutzend Bands aus Luxemburg unter dem Namen „THE ARMY OF BUTTERFLIES“ ein Mini-Festival.
In den insgesamt sieben Stunden treten MONOPHONA, HAL FLAVIN, MOUNT STEALTH, MUTINY ON THE BOUNTY, HEARTBEAT PARADE, SUN GLITTERS und die deutsche Band DATA.PLAN auf. Emotionaler Höhepunkt des Abends ist der Auftitt von BABYOIL, die am Mikrofon von zahlreichen Gastsängern unterstützt werden.
Die Eröffnung des Abends kommt jedoch MONOPHONA zu. Es ist noch früh, viele Menschen verpassen den fantastischen Auftritt des Trios, dessen Debütalbum „The Spy“ vor wenigen Wochen erschienen ist. Die Band enstand, als die musikalischen Welten von Produzent und DJ Philippe „Chook“ Schirrer und Singer-Songwriterin Claudine Muno aufeinander prallten. Aus der Schnittmenge der verschiedenen Interessen, Vorstellungen und Fertigkeiten entstand „The Spy“, ein faszinierender Hybrid zwischen elektronischer Distanzwahrung und warm-akustischer Annäherung, der den einen oder anderen an Portishead oder Lamb erinnern mag.
Wenige Minuten nach ihrem Auftritt finden sich Claudine, Chook und Drummer Jorsch Kass backstage zum Interview ein. Ein ausführliches Track-By-Track zu „The Spy“ folgt demnächst…
Seit wann macht ihr gemeinsam Musik?
Chook: „Eigentlich ging alles sehr schnell. Anfang 2011 haben wir angefangen, hatten im August des gleichen Jahres unser erstes Konzert, damals noch mit einem anderen Drummer, ehe beim dritten Konzert Jorsch dazu kam. Zu dem Zeitpunkt war schon ein Großteil unseres Albums fertig, das dann vor einem knappen Jahr fertig geworden ist. Bis man dann aber Promo, Booking usw. fertig hat, dauert es halt noch…“
Claudine: „Wir haben auch sehr lang an der Live-Umsetzung gebastelt, weil wir beide eher Studio-Menschen sind oder waren und gern am Computer sitzen…“
Wie funktioniert das Songwriting bei euch?
Chook: „Claudine kommt mit Texten, aber auch mit Gitarren und Melodien zu mir und ich übernehme dann Produktion und Arrangement.“
Claudine: „Eines der ersten Stücke, an denen wir gearbeitet haben, war ‚Unfold’. Chook hatte immer ganz allein gearbeitet und ausschließlich in instrumentaler Musik, und ich komme ja aus der Folk-Ecke. In dem Text heißt es „I hope it unfolds before it blows up“ – genau das hab ich damals auch gedacht! (lacht) Alles war sehr neu, wir haben uns im Dunkeln vorgetastet, wussten nicht, wohin wir gingen – es war sehr spannend!
Ihr hattet also auch keine klare Vorstellung von dem Sound, den ihr jetzt für euch gefunden habt?
Chook: „Nein, gar nicht. Für mich war es schwierig, eine echte Herausforderung! Ich hatte eine bestimmte Arbeitsweise und habe diese bei jedem Track durchgezogen, zack-zack-zack, jahrelang – und nun waren auf einmal diese Melodien von Claudine im Spiel…“
Claudine: „Deine Musik war da plötzlich definitiv nicht mehr symmetrisch!“
Chook: „Ich habe 18 Jahre lang mein Ding gemacht – darauf hatte ich auch einfach keinen Bock mehr!“
„The Spy“ hat ein sehr aufwändiges Art-Design – welche Idee steckt dahinter?
Claudine: „Das ist eine Jake-Box. Das Design stammt von zwei Schweden, die dafür auch einen Preis bekommen haben. Ökologisch ist das Ganze ja auch, da kein Plastik verwendet wird, sondern nur Pappe, die dann gefaltet wird. Man sagt ja, die Leute kaufen keine CDs mehr, daher die Idee: Es muss schon ein besonderes Objekt sein. Das Konzept sollte zu unserer Musik passen: digital, aber auch handgemacht.“
Wie sehen eure Pläne für die nahe Zukunft aus?
Claudine: „Wir sind Ende April und Anfang Mai auf Tour. Wir arbeiten aber auch schon wieder an neuen Stücken und nehmen vielleicht auch schon bald eines ins Programm. Nun ist ja auch Jorsch von Anfang an dabei, während wir bei „The Spy“ anfangs ja nicht mal wussten, ob wir überhaupt mit einem Drummer arbeiten würden. Alles entwickelt sich noch, es geht noch sehr viel weiter.“
MONOPHONA
The Spy
(Snowhite)
VÖ: 15.02.2013
MONOPHONA sind demnächst auch in Deutschland unterwegs, POPMONITOR präsentiert die Tour!
27.04.2013 Magdeburg – 8. Magdeburger Songtage
30.04.2013 Hamburg – Astrastube
01.05.2013 Lübeck – Maifest
03.05.2013 Lahnstein – Kultursommer Eröffnung
04.05.2013 Köln – Zimmermanns.art.beats.burger
07.05.2013 Mannheim – Alte Feuerwache Mannheim
http://www.monophona.com
Autor: [EMAIL=friedrich.reip@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Friedrich Reip[/EMAIL]