We were aching for the summer when we wrote it. It was freezing and we were trying to write songs that made us happy. (Tim Burgess)
Kälte hing über den Aufnahmen zu Modern Nature, dem zwölften Album der CHARLATANS– und der Tod. Drummer JON BROOKES war im Sommer 2013 an einem Gehirntumor gestorben. Brookes ist nach Keyboarder ROB COLLINS, der 1996 in einem Autounfall ums Leben gekommen war, das zweite viel zu früh verstorbene Gründungsmitglied der britischen Raveband, und wohl jeder hätte verstanden, wenn Sänger TIM BURGESS (der eine leidlich erfolgreiche Solo-Karriere verfolgt) einen Schlussstrich unter der Geschichte der Charlatans gezogen hätte. Stattdessen widmete die Band ihre Arbeit dem verstorbenen Kollegen.
Jon was adamant that there we going to to be another Charlatans record, and you have to put that into your own thoughts. (Mark Collins)
Unter diesen Umständen fällt es schwer, sich Modern Nature unter rein musikalischen Gesichtspunkten zu nähern. Dabei ist Burgess, Collins und Co. ein Album gelungen, auf dem auch jenseits der Lyrics enorme Kräfte am Werk sind. Burgess’ über die Jahre gereifter, doch immer noch jungenhafter Gesang, die gerade für die ersten Alben der Band so typischen schwirrenden Keyboards, soulig-melancholische Backing Vocals und hoffnungsvolle Bläser verbinden sich zu einer bittersüßen Symphonie, die in elf Sätzen aus der Düsternis der ersten Single „Talking In Tones“ in die tauklare, zu Tränen rührende Schönheit von „Lot To Say“ führt – ein schmerzhafter, reinigender Prozess, der sich im Kleinen auch im zentralen Song des Albums wiederfindet, im sich immer weiter auflösenden Rave „Let The Good Times Be Never Ending“. Ja – wenn das nur so sein könnte!
THE CHARLATANS
Modern Nature
(BMG / Rough Trade)
VÖ: 20.02.2015