„Dieses Mal sind wir bereit, Spaß zu haben.“
Vor vier Jahren spielten THE CORAL als Support von Blur im Zirkus Krone. Zwar kannte sie im Publikum fast keiner, aber alle wogten und nickten zur Musik des Septetts aus Merseyside, das nicht wirklich auf die große Bühne und in die Zeit zu passen schien. Bis heute hat sich an dem Szenario nicht sehr viel geändert als sie zum Beispiel wie zuletzt für die Arctic Monkeys eröffneten. Hierzulande sind sie augenscheinlich dazu verbannt, die ewige Vorband zu bleiben. Was möglicherweise auch etwas an ihrer Abneigung gegenüber Presse und Promotion liegt.
Nun liefern THE CORAL mit Roots & Echoes ihre fünfte Platte ab. Sie ist eine Sammlung von Songs geworden, die man in ihrer Gesamtheit als zeitlos, fast schon als altmodisch beschreiben kann. Schon sehr britisch, schon Northern Soul, schon Folk, um sich dann doch wieder jeder Schublade zu entziehen. Der Titel lässt Raum für Interpretation: so knüpfen THE CORAL musikalisch an die Vorgänger an („Roots“), um sich textlich anderer Thematik als bisher zu zuwenden („Echoes“). Sänger JAMES SKELLY besingt nicht mehr Fantasiegestalten, die sich in Pflanzen verwandeln können, keine Verrückten in der Wüste, die dich erschießen wollen: „Dieses Mal sind wir bereit, Spaß zu haben. Jetzt dreht sich für uns alles um die Zukunft. Wir fühlen uns wie eine neue Band, und ich bin davon überzeugt, dass wir eine tolle Platte aufgenommen haben. Ehrlich gesagt bin ich begeistert.“, so SKELLY wörtlich.
Die Band ist reifer geworden und so ist auch ihr Selbstvertrauen gestiegen, persönliche Erfahrungen in den Songs zu verarbeiten. Die erste Auskopplung ‚Who’s Gonna Find Me‘ besticht durch seinen Chorus „Who’s gonna find me / Tell me where I can go / Who’s gonna find me / Searching alone“. Der treibende Rhythmus unterstützt die Verzweiflung und Orientierungslosigkeit, die einen Mittzwanziger schon mal überkommen kann, und die gleichzeitige Sehnsucht nach Erlösung. Mit ‚Jaqueline‘ haben THE CORAL einen Klassiker geschrieben. Der in seiner Einfachheit charmante, perfekte Lovesong ist nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen und noch Tage nach dem Hören ertappt man sich beim Summen. Dass sich THE CORAL entspannt und ohne Druck ihre Songideen verwirklichen konnten, verdanken sie unter anderem Noel Gallagher, der angesichts der immensen Studio- und Equipmentkosten für sieben Musiker seine privaten Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Geschadet hat es nicht. THE CORAL haben wahrscheinlich wieder einmal eine der besten Song-Kompilationen des Jahres vorgelegt.
THE CORAL
Roots & Echoes
(Red Ink / Rough Trade)
VÖ: 31.08.2007
www.thecoral.co.uk
www.myspace.com/thecoral
www.redinkmusic.de
Autor: [EMAIL=alexandra.wolf@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Alexandra Wolf[/EMAIL]