Das war ganz großes Kino! Spektakulärer Glämmerrock, eine geil inszenierte Bühnenshow und der fette Sound ließen Schweiss aus Spandex-Kostümen fließen und dauergewellte Mähnen wackeln.
Erst räumten THE DARKNESS drei Preise bei den Brit-Awards ab und zwei Tage später eroberten sie die Herzen der Berliner im hoffnungslos ausverkauften Columbiafritz. Mit den Awards für ‚Beste Band‘, ‚Bestes Album‘ und ‚Bester Rock-Act‘ im Rücken lässt es sich hervorragend posen und das tat die Band um Frontsau Justin Hawkins zu Genüge. Leider blieb der Ford Mustang von der Brit-Award-Verleihung in Berlin in der Garage, aber sonst fehlte eigentlich nichts zu einer perfekten Rockshow. Es tat gut, mal wieder eine selbstsichere Band auf der Bühne zu sehen nach all den Indierockern, die nur selten verhuscht hinter ihrem langen Zottel-Pony hervorschauen.
Das Hard-Rock-Revivalchen der letzten Jahre begann irgendwie mit ANDREW W.K., ging mit dem Release von neuen Alben von MANOWAR und TURBRONEGRO einher, zieht sich jetzt mit Allstar-Veröffentlichungen wie PROBOT hin und wird wohl mit dem neuen Album von EUROPE enden, die tatsächlich mit einer neuen Veröffentlichung drohen. Was über 15 Jahre verpönt war, sei es der Falsett-Gesang oder die Spandex-Anzüge, wird durch THE DARKNESS wieder zum Leben erweckt, und das Ganze reichlich garniert mit Pathos und Glamour. Der Hype hat auch prominente Fans wie BRIAN MAY oder TONY BLAIR infiziert. THE DARKNESS eine Fake-Band? „Heutzutage ist jeder so verklemmt“, sagt Bassist Frankie. „Ich hasse diese arroganten Bands, die denken, dass ihre unbedeutenden Emotionen interessant sind. Sieh Dir die Bands vor 25 Jahren an, und Du siehst immer ein Lächeln auf ihren Gesichtern. Wir geben den Leuten ein bisschen davon zurück.“
Bevor also die große Rock’n’Roll Show begann, hatte man Mühe, sich in Sichtweite der Bühne vorzukämpfen, schließlich wollte niemand die sexy Posen von Justin Hawkins verpassen. Doch zunächst verbarg ein weißer Vorhang die Bühne hinter dem Justin mit hüftschwingenden Posen dem Publikum einheizte. Dann hob sich der Vorhang und die Band erstrahlte im bombastischen Scheinwerferlicht. An der Gitarre Bruder Dan Hawkins, der eine Vorliebe für THIN LIZZY T-Shirts zu haben scheint, am Bass der Schotte Frankie Poullain, der mit seinem Kopftuch wie eine Kreuzung aus JOHNNY DEPP in „Der Fluch der Karibik“, KEITH RICHARDS und HELGE SCHNEIDER aussah. Kein Wunder – angeblich ist sein Vater Pirat in Westindien und sein Bruder Glücksritter. Am Schlagzeug Ed Graham, der an diesem Abend in seinen 25. Geburtstag hineinfeiern konnte.
Zu Beginn trug Justin eine rot-weiße Hose, die Farben der England-Flagge, und ein Hauch von einer Weste, die er aber bei den ersten Klängen zu „Black Shuck“ ablegte. Im Verlauf der Show wechselte er sein Outfit öfter als CHRISTINA AGUILERA – farbenfrohe, enganliegende Spandex-Kostüme mit Bauchausschnitten, die kurz über seinem Genital endeten, und einen frischrasierten Teil seines Tatoo’s in der Lendengegend freilegten. Ich weiß nicht ob das ein neuer Modetrend werden könnte, jedoch befand sich im Publikum bereits ein Nachahmer, der im roten Spandex-Anzug und einer Krone Aufsehen erregte. Könnte aber auch daran gelegen haben, dass Karneval war.
Wie so oft war die Begeisterung des Berliner Publikums verhalten, weshalb Frankie das Publikum immer wieder mit Handclaps animieren musste. Justin’s Performance ließ jedoch keine Wünsche offen und als er mit Spagatsprung und allem drum und dran über die Bühne fegte, tobte das Publikum. Als er „Fuck“ und „Cunt“ in die Menge schrie, parierte die aufs Wort. Gerade als man dachte, die Performance kann nicht mehr getoppt werden, unternahm Justin auf den Schultern eines Security-Mannes einen Ritt durch die vorderen Reihen der Halle, sehr zum Gefallen vieler Mädchen. Zu keinem Moment der 70-minütigen Show kam Langeweile auf, besonders bei ihrem Smash-Hit „I believe in a thing called love“ schien das Publikum aus dem Häuschen, nur mit dem Mitsingen haperte es verständlicherweise. Das müssen wir wohl noch üben bis zum nächsten Konzert im Herbst, denn die Tour ist bereits in fast allen Städten ausverkauft. Wer nicht so lange warten will, sollte sich schon mal die ECHO-Verleihung am 06. März vormerken, denn dort werden auch THE DARKNESS auftreten.
In diesem Sinne: We believe in a thing called Rock!!!