THE DRESDEN DOLLS – The Dresden Dolls

Reisen wir zurück in die 20er Jahre und packen unseren Koffer voll mit Punk.

Erwartet man doch heute nur einen gängigen Musikstil, wenn man eine CD einlegt, so überrascht der Erstling der DRESDEN DOLLS über alle Maßen. Das Bostoner Duo AMANDA PALMER und BRIAN VIGLIONE laden zu einem pompösen Theaterstück ein, das ganz ohne sichtbare Schauspieler auskommt.
Die Musik, eine Zeitreise in die Goldenen 20er mit einem vollgepackten Koffer Punk und düsterem Rock. Begleitet durch ein Klavier, ein Schlagzeug und eine Stimme, die eben noch leise, schüchtern und unscheinbar in einen lauten und wütenden Gefühlausbruch wechselt.

Der Opener ‚Good Day‘ zeigt schon ansatzweise, auf was man sich eingelassen hat. AMANDA PALMER spielt das symphatische Mädchen von Nebenan. Hört man genauer hin, erkennt man ihre eigensinnigen Persönlichkeit, die kein Blatt vor den Mund nimmt: „you’d rather be a bitch than be an ordinary broken heart“. Bei ‚Missed Me‘ fühlt man sich 80 Jahre zurück versetzt, nimmt in einer Spelunke Platz und spürt förmlich das rege Treiben, während die Sängerin säuselnd ihr Klavier streichelt.

Durch ‚Girl Anachronism‘ leitet ein Energie geladenes und wütendes Piano. Dagegen ist das Stück ‚Coin – Operated Boy‘ eher verspielt. Beeinflusst durch den deutschen Komponisten KURT WEILL (‚Dreigroschenoper‘) und das Off-Theater spielen die Drums von BRIAN VIGLIONE eine wichtige Rolle, denn sie untermalen und treiben den Spannungsbogen an. Immer wieder wird man durch unerwartete Härte aus der eben noch erschaffenen Verträumtheit gerissen.

AMANDA PALMER, die in Regensburg studierte und sich wahrscheinlich dort mit der Leidenschaft zum deutschen Gegenstück der Roaring Twenties ansteckte, führt ihre Zuhörer in einen emotional geladenen Zustand. ‚Half Jack‘ ist eine fantastisch traurige Ballade. ‚Truce‘ oder ‚The Perfect Fit‘ erinnern abschnittsweise stimmlich an SARAH BETTENS von K’s CHOICE. Doch nicht ganz so depressiv und devot.

THE DRESDEN DOLLS haben ihren eigenen Stil kreiert und nennen es das „Brechtian Punk Cabaret“. Theatralisch, avantgardistisch, spannungsgeladen. Es ist keine leichte Kost, aber eine die man genussvoll verzehren kann.
So wundert es auch nicht, dass das sonst so regungslose Berliner Publikum am 24.09.2004 im Knaack hingerissen lauschte und mitgerissen bestaunte. Von Mama und Papa über Punker zu Rocker hin zum Britpopper, alles war vertreten. Genauso facettenreich wie die Band selbst.


THE DRESDEN DOLLS
the Dresden Dolls
(Roadrunner/ (Universal)
veröffentlicht

http://www.dresdendolls.com

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