Nach holprigem Start begeistern die Mannheimer mit epischen Rocksongs.
Nach den hochgepriesenen Vorgängern veröffentlichten die Mannheimer Alternative/Prog-Rocker von THE INTERSPHERE dieser Tage ihr viertes Studioalbum. Mitsamt Relations In The Unseen und den Engländern von I AM GIANT im Gepäck tourte das Quartett nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien. Im Berliner Comet Club lieferte die Band eine nicht nur handwerklich durchweg überzeugende, sondern bisweilen gar epische Rockshow ab.
Der Abend im Comet Club scheint jedoch zunächst unter einem schlechten Stern zu stehen. Die Jungs von I AM GIANT geben zwar in physischer Hinsicht Vollgas, doch der Support-Act kann leider keineswegs überzeugen. Vielleicht hätte jemand den ganzkörpertätowierten Drummer beim Soundcheck darauf hinweisen sollen, dass es in kleinen Venues wie dem Comet durchaus angebracht ist, nicht unbedingt wie ein Wahnsinniger auf Becken und Snare einzuprügeln. So jedenfalls ist der Sound eine einzige Katastrophe.
Man kann nur darüber spekulieren, ob das gerissene Bassdrum-Fell, das den anschließenden Auftritt von THE INTERSPHERE bereits nach dem Opener ‚Relations In The Unseen‘ unterbricht, auch auf den Energieüberschuss des Vorbandschlagzeugers zurückzuführen ist. „Das ist uns auch noch nicht passiert“, feixt Frontmann Christoph Hessler. Trotzdem lassen sich THE INTERSPHERE von dem Vorfall nicht irritieren und sind beim zweiten Song, dem Riffmonster ‚Sleeping God‘, schnell wieder auf Betriebstemperatur. Nicht nur soundtechnisch liegen Welten zwischen Vorband und Mainact. Die Gitarren drücken, der Bass knarzt und Ausnahmedrummer Moritz Müller findet genau das richtige Maß zwischen druckvollem Spiel und technischer Versiertheit. Sänger Hessler trifft buchstäblich jeden Ton, reißt dabei auch emotional mit. Songs wie ‚Panic Waves‘ zeigen die typischen Qualitäten von The Intersphere, die neben anspruchsvollen Rhythmiken immer wieder mit zündenden Refrains aufwarten. Absolut großartig wird es allerdings vor allem dann, wenn die Band etwas weniger auf die Ohrwurmschiene setzt und solche Postrockepen wie ‚Out Of Phase‘ auf die Menge loslässt. Der Zwischenpart hinterlässt nicht nur beim Rezensenten ein gehöriges Maß an Gänsehaut. Ein weiterer Höhepunkt ist das zackige ‚Prodigy Composers‘, jener Übersong vom zweiten Album Interspheres Atmospheres.
Die Zugaben verdeutlichen nochmal das stilistische Spannungsfeld, in dem sich THE INTERSPHERE bewegen. ‚Masquerade‘ klingt in seiner Hymnenhaftigkeit schon fast nach Coldplay, während das abschließende ‚I Have A Place For You On Google Earth‘ seinem sperrigen Titel alle Ehre macht. Während dieses knapp acht Minuten langen Labyrinths von einem Song ziehen THE INTERSPHERE alle Register ihres Könnens, und Moritz Müller drangsaliert die Felle zwischendurch sogar im Stehen. Nach diesem furiosen Finale verlässt die Band unter tosendem Applaus die Bühne, nicht ohne einige offene Münder zu hinterlassen. In dieser Form gehört die Band definitiv auf die ganz großen Bühnen.
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Fotos: (c)ROKOPF
Autor: [EMAIL=max.wiegand@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der
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