THE IRREPRESSIBLES – Mirror Mirror


Who’s the fairest one of all?



Dieses Album ist nicht einfach. Aber es wird sich in den Ohren und CD-Regalen all derer finden, die sich dem Avantgarde-Pop verschrieben haben. Joanna Newsom, Antony Hegarty, Devendra Banhart. Was halt grad so hip ist und wo man halt grad gut mit aussieht. Was sich gut und künstlerisch im Facebook-Profil macht. „Wir sind künstlerisch interessiert, wir sind voll offen für das Schräge, da fühlen wir uns verstanden. Denn wir sind nicht der Mainstream.“ Bei den meisten ist es dann aber doch eher Modeerscheinung als ernsthaftes musikalisches Interesse an der Musik.

Wo THE IRREPRESSIBLES mit ihrem neuen Album Mirror Mirror landen, wird sich zeigen. Die Referenzbands können sich sehen lassen, und so wird das Debüt der Briten sicher nicht unbeachtet bleiben. Verdientermaßen. Das Kaleidoskop an Gefühlen, Assoziationen und Bildern, das Mirror Mirror bietet, spiegelt so vieles wider, ist – wie die Band selbst so schön sagt – Kabarett oder Burlesque. Auch Zirkus. THE IRREPRESSIBLES sind das am Seil hängende Mädchen, das sich um die eigene Achse dreht, schneller, langsamer, manchmal wie in Trance. Die Band ist eine einzige Inszenierung.

Es ist auch wieder alles dabei, was man an Dramatik in den Koffer packen kann. Eine Harfe, diese virbrierende Stimme von Bandkopf Jamie McDermott, ein Geräusch, das ein Hubschrauber oder ein Festplattenschaden sein könnte. Streicher und das ganze Tamtam. Von der großen Geste der Dreißiger Jahre Tanzmusik bis zu New Wave-Anleihen. Hach, und erst die Flöten und Klarinetten. Mit den Worten ‚Splish!Splash!Sploo!‘, die Titel des neunten Stückes der Platte sind, lässt sich das ganze Album gut zusammenfassen. Ständig kommt – Pampampam – von allen Seiten ein neues Instrument, spielt mit den anderen und schlingt sich um den andgrogynen Gesang, und man will nichts weiter, als sich in langen Gewändern bedeutungsschwanger hin und her zu winden oder mit den Händen dramatische Gesten gen Himmel auszuführen. Mit ‚Anvil‘ sollte dann auch der letzte überzeugt sein, dass manche Plattenverträge doch noch an Künstler gehen, die auch Musik machen können.

Mirror Mirror gipfelt im Song ‚In this Shirt‘ in einem letzten intimen Moment und schon ist es vorbei. Die letzten Töne wechseln vom linken auf den rechten Lautsprecher und wieder zurück. Der Vorhang fällt. Wieder eine neue Lieblingsband für uns, die wir den Pop nicht mehr ertragen und ihn dennoch brauchen. Nur eben anders. Eben so. So groß und ausladend wie THE IRREPRESSIBLES. Ich muss jetzt mein Facebook-Profil aktualisieren.

THE IRREPRESSIBLES live mit Orchester am 10.05. im Huxley’s// Berlin

THE IRREPRESSIBLES
Mirror Mirror
(Cooperative Music/ Universal)
VÖ: 26.03.10

www.theirrepressibles.com
www.myspace.com/theirrepressibles

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

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