
Na, das war ein Boom letztes Jahr um die Band THE LAST DINNER PARTY! Ihr Debüt Prelude To Ecstasy vereinte die englischen Einflüsse der wild-romantischen 80er Jahre mit dem Indierock der 2000er. Dieser opulente Indie-Baroquepop stellte sich jedoch, etwas näher besehen, als gar nicht so innovativ oder gar progressiv heraus. Schon ein Jahr später wollen die fünf Damen nicht nur beweisen, dass sie mehr als ein Jahr füllen, sondern auch voll für sich einstehen können.
Schon das Cover-Artwork von From The Pyre soll zeigen, dass frau jede Rolle spielen kann, die sie mag: Kriegerin, Matrosin, Liebende, Schauspielerin, Lady und Rockerin aber auch Unschuld vom Lande oder Hexe. Neben Wagner-Referenzen kann man auch die Präraffaeliten-Kunst entdecken.
Im über fünfminütigen Opener „Agnus Dei“ wird in einer apokalyptischen Vision Country-Legende LEE HAZLEWOOD als Lamm Gottes beschrieben. ABIGAIL MORRIS hat nach wie vor ihren exaltierten Gesang drauf, der zum Zuhören zwingt. Statt wie in Melancholia (2011) bitter das Ende herbeizusehnen, fordern die Damen zur Endzeitparty auf. Wer braucht schon die Scheiß-Kerle?
Ein cooler Indie-Glam-Zwitter ist „Count The Days“, der um überflüssige Spielereien angenehm entschlackt ist. Flamboyanter Gesang im Chor und Geigen unterstützen die Gitarren. Und wie wär’s nicht gleich mit einer QUEEN-Nummer? „Second Best“ wartet mit einem A-cappella-Intro auf. Noch witziger ist die Country-Veralberung „This Is The Killer Speaking“, der im Kern doch wieder Indierock ist. So frech und clever hat auch einst SIOUXSIE SIOUX mit Kulturklischees gespielt.
Cooler Folkrock ist „Woman Is A Tree“, in dem die Band ihr Chorfähigkeiten derart nutzt, dass sie jede kleine Gothic-Band in die Flucht schlägt. Nein, ein dröges New Age-Geschluchze ist das nicht und auch kein klassischer Neofolk. Hier wird tatsächlich englische Musik weiterentwickelt.
Natürlich gibt es auch uninteressante Titel auf dieser Platte wie die Pianoballade „Sail Away“. Doch insgesamt liefert diese weibliche Schauspieltruppe ein Theater ab, das man gehört haben sollte. Statt alles mögliche zusammenzuwerfen wie im Vorgänger, ist mit From The Pyre ein echtes Standing gelungen. Applaus, Applaus!
The Last Dinner Party
From The Pyre
(Universal)
VÖ: 17.10.2025
Live
16.02.26, München, Zenith
22.02.26, Berlin, Velodrom
23.02.26, Köln, Palladium