The Last Dinner Party – Prelude To Ecstasy

Oha, ein Hype-Ungetüm aus Ostengland! Angeblich führt hier eine All-Girl-Band mit Blumen im Haar den Rock mit Baroquepop in die Zukunft, indem sie ihn mit britischer Romantik kreuzen. Dieses Debüt könnte interessant sein oder höchst selbstgefällig.

Am Mikro steht hier ABIGAIL MORRIS, während EMILY ROBERTS Lead-Gitarre, Mandoline und Flöte bedient. Als Gitarrist und Bassistin wirken LIZZIE MAYLAND und GEORGIA DAVIES, während AURORA NISHEVCI in die Tasten haut. Die Damen haben sich 2021 zusammen gefunden. Ihnen schwebte Großes vor: Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Das Auftaktintro ist Klassik aus dem Orchester, die Großes ankündigt. „Burn Alive“ beginnt stattdessen aber als verrauchter Westernrock. MORRIS führt die Melodie in einen leidenschaftlichen 70s-Refrain über. Frauen im Chor? ABBA? Nun, nicht übertreiben.

„Caesar on a TV Screen“ startet wie eine klassische LANA DEL REY-Ballade in ihre LIZZY GRANT-Phase. Morris singt davon, gern ein Mann zu sein, denn schon als Kind habe sie sich wie ein Eroberer gefühlt. Mit fast schon kabareskem Ausdruck und bedeutsamen Melodien hebt Madamchen ab.

Ähnlich anmaßend wirkt „The Feminine Urge“: Morris jault so, dass AVA MAX blass wird. Während PINK furchtlos erklärte: „I’m not here for your entertainment!“ („U + Ur Hand“), unterwerfen sich die Mädels hier ironisch als Bühnenpüppchen. In „On Your Side“ bindet man sich an den Mann als blutsaugenden Vampir. Während CAT PIERCE in „You Belong To Me“ oder mit ihrer Schwester als Vampirinnen (THE PIERCES, „Sticks And Stones“) sich Männer als Opfer suchten, erklären diese Damen: „If it takes all night: I will be on your side.“ Oder man beneidet den Jungs ihrer Schönheit („Beautiful Boy“).

„Ghuja“ fällt dann völlig aus dem Rahmen und der Romantikfilm wird zum Folkhorror: Die Damen singen etherisch als Geisterchor. Der Bruch kommt anschließend mit dem Indierocker „Sinner“. Nanu, cool kann frau doch sein? Bei „My Lady Of Mercy“ holt man gar hin und wieder den Classic Rock raus.

Klar, diese Damen faszinieren Pophörer, die sich im Folkrock- oder gar Indiebereich nicht auskennen. Hier bedient man sich an bekannten Elementen, wie sie etwa GET WELL SOON nutzt, und lässt diese eben mit weiblichen Popstimmen begleiten. Und sind nicht die blumigen Texte eher Blendwerk? Ähnlich wie bei Lana del Rey könnte man von einem eher restaurativen Kurs im Mann-Frau-Verhältnis sprechen. Ganz schön vintage.

 

The Last Dinner Party
Prelude To Ecstasy
(Island Records/Universal)
VÖ: 02.02.2024

www.thelastdinnerparty.co.uk

Live

17.02.24, Köln, Luxor
22.06.24, Scheeßel, Hurricane Festival
23.06.24, Neuhausen ob Eck, Southside Festival

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