Lana del Rey

 

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„You know it and I know it: I’m gonna be a star.“ (MAY JAILER – ‚A Star For Nick‘)

LANA DEL REY ist die Beautyqueen des Ami-Hausfrauen-Pop. Darüber gibt es kaum Uneinigkeit. Sie gehörte zu den Abräumerinnen des letzten Jahres und wurde intensiv diskutiert. Dass sie sich dem Post-Gender-Diskurs (THE XX, PEACHES) verweigert, brachte etwa die Feministinnen auf die Palme. Sie füllt die Leerstelle dessen, was RIHANNA noch nicht und MADONNA nicht mehr kann: die Pop-Lady. Nicht weniger geschäftstüchtig als LADY GAGA fährt sie einen geradezu gegenteiligen Ansatz: Retrokonservatismus. Mit dem Video zu ‚National Anthem‘ verneigt sie sich allerdings als First Lady vor Präsident Obama (alias Kennedy alias Rapper A$AP ROCKY). Ist Fräulein DEL REY überhaupt hassbar?

Lizzy_Grant_Kill_Kill

Der Reihe nach: ELIZABETH W. GRANT tingelt seit sie 18 ist durch New York und versucht sich als Singer-/Songwriter, erst als MAY JAILER, dann als SPARKLE JUMP ROPE QUEEN und LIZZY GRANT. Mit dem kleinen Label 5 Points Records klappte es nicht. Grund für DEL REY ihr kreatives 60’s-Marketingkonzept einem Major auf den Tisch zu knallen und seitdem über die Indieszene hinwegzuschauen. Dennoch schaffte sie es 2010/11, der Internetcommunity (Facebook, Youtube) vorzugaukeln, sie sei mit ihren putzig-holprigen, selbst geschnittenen Videos noch unabhängig. Der große Indiebluff gelang und katapultierte sie in die Charts. Das war von den Gelinkten nicht mehr aufzuhalten.

lana del rey aka lizzy grant

Wie macht die das bloß? Madamchen hat ihr US-Publikum gut studiert. Sie tritt in vier Rollen auf: Die Unschuld vom Lande (als countryesker Singer-/Songwriter), das Gangsterflittchen und das Starlet (Hiphop-affiner Retro-Elektro) sowie die Diva (Bigband, Klavier und Streicher als Barock-Pop). In unzähligen Fotoshoots drapiert, ist ihre musikalische Stilmittel-Auswahl etwa so historisch korrekt für die 1960er wie, sagen wir, eine Animeserie über europäische Geschichte.

Dazu singt sie dünn, hoch, schläfrig oder tief-stöhnend und deutet so das Dämmrich-Laszive anderer Interpretinnen reaktionär um. Was dabei gerade auffällt, ist die unglaubliche Monothematik ihrer Texte. Es geht von Anfang an und ausschließlich um drei Dinge: ein „schlechter“ Mann, eine „schwache“ Frau und ihr Begehren. Mit kicherndem Lächeln klaubt sich Madamchen beliebte Gefühlsäußerungen (z.B. „on fire“) und Film-Details (z.B. „french vanilla ice cream“) zusammen und reiht sie wie in einem HipHop-Song aneinander.

Natürlich ist DEL REY zu schön, um wahr zu sein. Ihr kurzer Glamour stammte auch aus der im Internetzeitalter nicht mehr aufrecht erhaltbaren Illusion. Ihren künstlerischen Zenit hat sie vielleicht schon mit ihrem Hype erreicht. Wer mag, kann sich aber bei Youtube durchklicken. An die 50 unveröffentlichte Songs ergeben einen eigenen Kosmos. Spannender als die aktuellen Singles sind sicher die Stücke aus der LIZZY GRANT-Zeit. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, ihr damaliges Album (2010) wie zuletzt ‚Yayo‘ neu zu veröffentlichen. Man nehme nur das leicht jazzy daherkommende ‚Kill Kill‘ oder das erotisch aufgeputzte ‚Miss America‘ (‚Trash‘). Damals hätte sich Madamchen noch zu einem wahren Indie-Pop-Phänomen entwickeln können.

LANA DEL REY live in Berlin am 15.04.2013 im Velodrom (Support: KASSIDY)

www.lanadelrey.com
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