Gelungenes, wenn auch etwas unspektakuläres Live-Comeback vom legendären Zitronenkopf EVAN DANDO.
Unvergessen sind nach wie vor die wunderbar catchy Gitarrenpop-Songs amerikanischer College-Prägung der in den frühen 90ern zum Inbegriff des smoothen Indierock stilisierten LEMONHEADS, die dummerweise ausgerechnet mit dem eher langweiligen Simon and Garfunkel-Cover ‚Mrs.Robinson‘ einen ihrer größten Erfolge feierten.
Nach nachlassendem Erfolg und kreativitätshemmenden Problemen synthetischer Art erschien 2003 – sieben Jahre nach dem letzten LEMONHEADS-Album Car Button Cloth und dem Ende der „Band“ – dann tatsächlich doch noch EVAN DANDOs erstes, bis heute völlig zu Unrecht unterschätztes Soloalbum Baby I’m Bored.
Auf der Tour zum Album bewies EVAN damals außerdem äußerst eindrucksvoll, dass er keineswegs so gelangweilt war, wie es der Albumtitel in bewährt lakonischer Art suggerieren wollte. Neben seinen neuen Songs gehörten damals natürlich auch zahlreiche, in beeindruckend heftiger Gangart dargebotene LEMONHEADS-Klassiker zum Set.
Egal ob nun solo oder wieder unter dem LEMONHEADS-Banner, hier ging und geht es ausschließlich um EVAN DANDO und dessen in großartige, melancholische Indierocksongs verpackte gebrochene Weltsicht, auch wenn ihm auf dem fabelhaften selbstbetitelten neuen Album (
Vielleicht lag es auch an der kurzfristig zu bewerkstelligenden Integration der Tourmusiker, dass sich lediglich drei, vier Songs von Lemonheads etwas versteckt in die Mitte des Sets schlichen, doch gerade hier trat EVAN des Öfteren vehement aufs Verzerrer-Pedal und sorgte mit schnittig-melodiösen Soli für Abwechslung vom sonst eher etwas zurückhaltenden Sound und folglich auch schnell für funkensprühende Begeisterung im zu drei Vierteln sehr ordentlich gefüllten Postbahnhof.
Vielleicht hatte man sich im Vorfeld auch etwas zu viel versprochen, sich dieses Live-Comeback spektakulärer und glamouröser ausgemalt, doch dass EVAN DANDO, der sich den Gig über zwischen angeborener Coolness und dezent auszumachendem Burnout-Syndrom durch sein Repertoire spielte, für kommunikationsfördernde Mäzchen oder Kaspereien ja eigentlich noch nie zu haben war, weiß man schließlich auch nicht erst seit gestern.
Doch trotz offensichtlicher Tour-Müdigkeit gelang es ihm auf sympathisch reduzierte Art und Weise, die Herzen der (weiblichen) Fans von Beginn an mit kurzen Blicken, schüchternem Lächeln und gelegentlich genuschelten „Thank You’s“ zu gewinnen (von seinem nach wie vor unglaublich guten, jugendlichen Aussehen sprechen wir jetzt mal nicht), nicht zuletzt natürlich auch mit fantastischen Songs, die sich vorwiegend aus der mittleren LEMONHEADS-Phase um die kommerziell erfolgreichsten Alben It’s A Shame About Ray und Come On Feel mit Hits wie ‚The Great Big No‘, ‚Bit Part‘ oder ‚Rockin‘ Stroll‘ rekrutierten. Doch auch Ausflüge zu Lovey (‚Ride With Me‘), Car Button Cloth (‚If I Could Talk I’d Tell You‘) oder seinem Soloalbum Baby I’m Bored (‚Why Do You Do It To Yourself‘) wurden zwischendurch unternommen, und im ersten Zugabenteil gab es dann auch wieder den allein verträumt zur Gitarre gefühlvolle Songs intonierenden Songwriter zu bewundern (u.a. ‚Favorite T‘, ‚Can’t Take It Anymore‘), bevor der Auftritt nach gut 90 Minuten und weiteren drei Songs in kompletter Bandbesetzung seinen gelungenen Abschluss fand.
Hier und da hätte ein etwas offensiveres Rock-Gebaren in Sound und Auftreten der Stimmung sicher nicht geschadet, dennoch kann man insgesamt von einem absolut okayen, wenn auch etwas unspektakulären Live-Comeback des legendären Zitronenkopfs sprechen.
Fotos (c) Bands in Berlin 2006
www.thelemonheads.net
www.loft.de (Loft Concerts)
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]