Screw you, Mike Mogis!
Als ich diese Platte zum ersten Mal hörte, musste ich weinen. Vor Enttäuschung.
THE LOW ANTHEM waren eine der vielversprechendsten Indie-Folk-Bands. Ihr Debüt Oh my God, Charlie Darwin war so wunderbar, dass es einen nicht loslassen wollte. Diese Berg- und Talfahrt zwischen zart und schroff, diese Ecken, diese Spannung, die dieses Album hatte, waren großartig und THE LOW ANTHEM zu Recht umjubelt.
Aber nun – Nun ist alles platt. Alles gleich. Smart Flesh ist ein einziger homogener Brei, jedes Lied klingt, na, vielleicht nicht gleich, aber doch: gleich langweilig. Jegliche Kreativität ist verschwunden. Die elf Songs sind alle sehr ruhig, es gibt keine Ausreißer a la ‚The Horizon is a Beltway‘. Nicht einen. Was ist passiert? Wo sind sie hin, die rauhen Lieder mit ihren Kneipenschlägereiartigen Ausbrüchen und die weichen Lieder, in denen man sich wohl fühlt, wie in einem Flanell-Schlafanzug? Lediglich beim Titeltrack ‚Smart Flesh‘ kommt ein Funken Wärme auf, wie er in ‚Ticket Taker‘ zu finden war.
Vermuten kann man vieles. Aber liest man einmal die Pressemitteilung, erfährt man Folgendes: Smart Flesh wurde von Mike Mogis produziert, seinerseits Mitglied bei Bright Eyes und Hauptproduzent beim New Yorker Label Saddle Creek. Und genau so klingt es leider auch.
Es mag ja schön sein, einen berühmten Namen für sich gewinnen zu können, wenn der nun aber jegliche Seele aus einem rausproduziert, was hat man dann gewonnen? Natürlich ist es auch durchaus möglich, dass die Band selbst kürzer treten wollte. Aber bei diesem Potential ist das kaum vorstellbar.
Es ist ein Trauerspiel. Zwischen dem Debüt und diesem zweiten Album liegen Welten. Leider nicht im positiven Sinne.
THE LOW ANTHEM live am 21.03.2011 in Berlin// Passionskirche
THE LOW ANTHEM
Smart Flesh
(Cooperative Music/ Universal)
VÖ: 25.02.2011
www.lowanthem.com
www.myspace.com/lowanthem
Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]