Die zweite Platte der 23-köpfigen Musik-Kommune THE POLYPHONIC SPREE ist sogar noch besser als ihr geniales Debütalbum.
Vorbei ist er, der Sommer. Das müssen wir akzeptieren, weil es ja nicht zum ersten Mal geschieht und wir uns je nach Lebensalter mehr oder weniger daran gewöhnt haben.
Aber dieses Jahr läuft es anders, irgendwie schöner ab, denn THE POLYPHONIC SPREE haben Sonne, Meer, grüne Wiesen, zwitschernde Vögel und Gemütlichkeit im Freien vertont. Klingt hippieesk, das kann man nicht von der Hand weisen, macht aber auch nichts.
Chorchef und Gründer des Musikkollektivs THE POLYPHONIC SPREE ist TIM DeLAUGHTER, der in den Neunzigern zusammen mit BEN CURTIS von THE SECRET MACHINES bei TRIPPING DAISY musizierte.
Together We’re Heavy ist der Titel des zweiten Albums der 23-Köpfigen Band.
Zwei Jahre sind mittlerweile vergangen, seit ihr Debüt The Beginning Stages Of… Mode- und Musikkritiker gleichermaßen erstaunt hat. Denn weder Roben – damals noch in einheitlichem weiß – noch ein 11-Personen-Chor sind in der Popkultur weit verbreitet. Auch Waldhörner, Harfen und Flöten gehören nicht gerade zur Standardausrüstung auf Konzertbühnen. Wenn als Ergebnis aber immer solch schöne Melodien, derart positiv pompöse Arrangements und dieses Gefühl, irgendwo zwischen Kopf und Bauch, entstehen, dann, Jugend von heute: Fiedelt, zupft und trällert, bis die Lungen schlapp machen!
Mittlerweile sind die Roben bunt und der Sound runder und noch gewaltiger geworden.
Der Übergang zwischen den beiden Alben ist dennoch fließend. The Beginning Stages Of… endete mit ‚Section 10 (A Long Day)‘ und Together We’re Heavy beginnt mit ‚Section 11 (A Long Day Continues/We Sound Amazed)‘, einem Song, der mit seiner über 8 Minuten langen Dramaturgie den Zuhörer an die Kraft und Vielfalt der Band heranführt und im Ausklingen das phantastische ‚Section 2 (It’s The Sun)‘ vom letzten Album zitiert.
‚Section 12 (Hold Me Now)‘ ist die perfekte Single. Der chorale Refrain animiert derart zum mitsingen, wie es zuletzt nur den größten Britpop-Hits gelang. Das und die Hilfe ihres prominentesten Fans, DAVID BOWIE, dürften auch die Gründe sein, warum THE POLYPHONIC SPREE im Königreich erfolgreicher sind als in ihrer amerikanischen Heimat.
Auch in der Folge bleibt das Album eine in sich schlüssige Ansammlung von mitreißenden Songs mit Hymnencharakter. Die Macht der Gruppe wurde selten überzeugender demonstriert. Besonders hervorzuheben sind noch ‚Section 14 (Two Thousand Places)‘, dessen Melodie wohl die Botschaft ‚Ja!‘ verbreiten will – Ja zum Leben, zur Liebe etc. – und das anfangs durch sein Pianospiel sehr nachdenkliche ‚Section 17 (Suitcase Calling)‘, das aber nach der Hälfte wieder zum Positiven zurück findet.
Wer mit den großen Gefühlen nicht viel am Hut hat, den wird diese Platte wohl eher kalt lassen. Allen anderen sei gesagt: Pflichtwerk. Wenn jeder Herbst so begänne, dürfte er auch häufiger kommen.
THE POLYPHONIC SPREE
Together We’re Heavy
(Good Records / Edel)
VÖ: 01.11.2004
http://www.thepolyphonicspree.com
http://www.verstaerker.com