THE TWILIGHT SINGERS am 14.08.2006 im Fritzclub/ Postbahnhof


Ex-AFGHAN WHIGS-Frontmann GREG DULLI zusammen mit MARK LANEGAN auf einer Bühne. Ein Konzertereignis der Extraklasse, was sonst…



Nach ziemlich langer Live-Absenz gab sich der ehemalige AFGHAN WHIGS-Kopf GREG DULLI mit seiner Nachfolgeband endlich mal wieder in Berlin die Ehre. Ach ja, die AFGHAN WHIGS: Klasse Band, die in den 90ern mit Congregation, Gentlemen und Black Love gleich drei fantastische Alben veröffentlichte, welche sich durch eine damals ziemlich einzigartige, gerne immer etwas soulig angehauchte Mixtur aus (Indie-) Rock und Grunge mit den markant-ausdrucksstarken Vocals DULLIs auszeichneten. Untätig war DULLI trotz massiver, inzwischen aber überwundener Drogenprobleme seit dem Ende seiner legendären Band allerdings keineswegs, war in diversen Projekten als Musiker und Produzent involviert und hat mit seinen TWILIGHT SINGERS im Mai dieses Jahres mit dem hochgelobten Powder Burns immerhin schon das vierte Album vorgelegt.

Als besonders vielversprechendes Highlight war zudem noch DULLIs Freund und Weggefährte MARK LANEGAN (ex-Screaming Trees, ex-Queens Of The Stone Age, Solokünstler) angekündigt, der auch schon auf dem aktuellen Album als Gastmusiker mit von der Partie ist und dem zu Ehren sicherlich auch einige der gut 400 Besucher gekommen waren.
Den Support bestritt zunächst der auch später zum Lineup der TWILIGHT SINGERS gehörende JEFF KLEIN, der hier in bester Singer/Songwriter-Tradition zu mal akustischer, mal grandios ohrenbetäubend verzerrter Gitarre mit tiefer, whiskeygetränkter Stimme für einen stimmungsvollen Support sorgte.

Gegen 22.15 Uhr betrat dann ein sichtlich aufgeräumter und gut gelaunter, im weiteren Verlauf genüsslich rauchender und den Fans immer wieder gerne zuprostender GREG DULLI („Good to be back in Berlin“) mit seiner Band die Bühne, und es stellte sich ein erstes Mal ein auch im Folgenden noch so einige Male aufkommendes Gänsehaut-Feeling ein. MARK LANEGAN ließ zunächst dem eigentlichen Band-Lineup den Vortritt, er sollte seine mit Spannung erwarteten Special-Appearances im Sinne einer gut getimeten Dramaturgie dann natürlich später noch haben.



Die Band eröffnete standesgemäß mit dem forsch-rockigen ‚I’m Ready‘ vom aktuellen Album mit einem GREG DULLI, der sich stimmlich in bekannter Manier zwischen soulig-abgeklärt und euphorisch-überschlagend souverän gegen den größtenteils doch ziemlich dichten, mächtigen Sound zu behaupten wusste.
Im weiteren Verlauf spielten sich die TWILIGHT SINGERS munter durch ihre bisherigen Veröffentlichungen und wechselten dabei ausgewogen zwischen furiosen Rockern mit gelegentlich herrlich barsch anmutenden Grunge- und Noise-Parts sowie diesen sich langsam und majestätisch nach oben schraubenden, ungemein gefühlsträchtigen Midtempo-Stücken (u.a. ‚Candy Cane Crawl‘ vom aktuellen Album), und auch die viele alte Fans im Vorfeld bewegende Frage nach etwaige ins Set integrierten AFGHAN WHIGS-Klassikern wurde mit einem großartig performten ‚Fountain And Fairfax‘ vom 93er Gentlemen befriedigend, wenn auch leider etwas knapp beantwortet.

Irgendwann mitten im Set hatte auch MARK LANEGAN seinen großen, mit Spannung herbeigesehnten und schließlich frenetisch bejubelten Auftritt, als er sich langsam schwarzgekleidet die Wendeltreppe im Fritzclub herabbegab, um sich mit ungekünstelter Coolness und naturgegebenem Charisma dicht vorm Mikroständer zu platzieren und sich ganz auf seine Performance zu konzentrieren. Nur ganz selten schaute er mit einem schüchtern-eisigen Lächeln zum wesentlich agileren GREG DULLI hinüber oder auch mal ins Publikum. Nach zwei Songs verschwand er, wie er gekommen war, ein Prozedere, das genauso im späteren Zugabenblock wiederholt werden sollte und ob dieser berührenden, ja fast schon ergreifenden Momente sicherlich nicht unwesentlich zum wunderbaren Gesamteindruck des Gigs beitrug, auch wenn während seiner zwei Zugabensongs seine – ja eigentlich ungemein kraftvolle – Stimme leider etwas schwer zu vernehmen war.



Doch zurück zum Hauptprotagonisten des Abends. Im Wechsel mit JEFF KLEIN (der die Gitarre übernahm) ließ es sich DULLI am Keyboard zwischendurch nicht nehmen, kurz Pink Floyds ‚Shine On You Crazy Diamond‘ oder – schon wesentlich ausgiebiger – Springsteens ‚I’m On Fire‘ in gebührender Eigeninterpretation anzustimmen, um diese Klassiker der Musikgeschichte schließlich nahezu unbemerkt in eigene Songs überfließen zu lassen. Schön in dieser Hinsicht auch das ansteckend euphorische ‚Forty Dollars‘ am Ende des regulären Sets mit – bereits vom Album bekannter – eingebauter und oft wiederholter Beatles-Reverenz („She loves you, yeah yeah yeah“).

Insgesamt ein klasse, knapp zweistündiger Auftritt dieses auf Berliner Bühnen lange vermissten fabelhaften Musikers, der auch dank einer erstklassigen Band und eines großartigen MARK LANEGAN noch lange nachwirken wird.

Fotos (c) BiB – Bands in Berlin 2006

www.thetwilightsingers.com
www.marklanegan.com

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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