Weitgehend unspektakuläres Album-Comeback der Britrock-Veteranen.
24 Jahre nach It’s Hard haben sich die beiden verbliebenen Urmitglieder nun also doch wieder zusammengerauft und ein neues WHO-Album veröffentlicht. Beim Berlin-Gig im Juli dieses Jahres hinterließen PETE TOWNSHEND und ROGER DALTREY einen durchaus vitalen und spielfreudigen Eindruck abseits jeglichen und im Vorfeld vielleicht noch befürchteten Peinlichkeitsfaktors oder eines in diesen Fällen immer schnell bemühten Verweises auf wenig idealistische Geldabzockerei.
Außerdem stand ja über 30 Jahre nach dem Britrock-Klassiker schlechthin, Who’s Next, oder den opulenten Rockopern Tommy und Quadrophenia mit Endless Wire immerhin auch eine neue Album-Veröffentlichung bevor, auch wenn natürlich nicht ernsthaft mit einer Neuauflage der seinerzeit höchst innovativen Höhenflüge gerechnet werden durfte.
Auf Endless Wire wagen sich THE WHO in rühriger Eigen-Reminiszenz an ihre seligen Anfangstage über knapp 53 Minuten mal wieder an die Kombination von bekannt griffigen Rocknummern sowie zwischen akustischer Reduktion und schwülstigem Bombast pendelnden Stücken, letztere insbesondere im Rahmen der fast obligatorischen Minioper („Wire & Glass“) mit kaum nachvollziehbarem Inhalt, die zehn überwiegend kurze Stücke umfasst und das Album beschließt.
Wirklich gute Songs mit den prägnanten, typischen TOWNSHEND-Riffs und hörbar leidenschaftlichen und annähernd kraftvollen DALTREY-Vocals wie in ‚Mike Post Theme‘, ‚It’s Not Enough‘ oder ‚Mirror Door‘ stellen dabei allerdings eindeutig die – dann jedoch wirklich äußerst gelungenen – Ausnahmen dar.
Größtenteils überwiegen auf Endless Wire keyboardschwangere Anleihen an die eigene glorreiche Rockoper-Vergangenheit (‚Fragments‘, ‚Trilby’s Piano‘) sowie viele seltsam blasse und von wenig kreativer Inspiration zeugende Folk- und Akustiksongs, die zudem DALTREYs vokalistischen Defizite hier und da allzu deutlich offenbaren (‚A Man In A Purple Dress‘, ‚In The Ether‘).
Dass sich auf dem ersten neuen WHO-Album seit über zwanzig Jahren eine nun etwaige, vielbeschworene aufgestaute Kreativität explosionsartig Raum verschafft hätte, kann man angesichts dieser selten zündenden und insgesamt ziemlich halbgaren Angelegenheit nun wirklich nicht behaupten.
THE WHO
Endless Wire
(Polydor/ Universal)
VÖ: 27.10.2006
Autor: [EMAIL=thomas.stern@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]