20 Jahre, 20 Songs: Best Of–Album der experimentierfreudigen Schweizer Sampling-Pioniere.
Zum 20-jährigen Bestehen liegt nun also das erste Best Of-Album der Schweizer Band um FRANZ TREICHLER vor, die sich Mitte der 80er als eine der ersten einer bis dahin ungewohnten Synthese aus Sampling-Sounds, orchestraler Opulenz und energetischem Rock verschrieben hatte.
Obwohl eigentlich von Hause aus ein versierter Gitarrist, setzte Mastermind FRANZ TREICHLER (im Original-Lineup zusammen mit CESARE PIZZI und FRANK BAGNOUD, die später durch AL COMET und USE HIESTAND ersetzt wurden) mittels der mehr und mehr an Bedeutung gewinnenden Sampling-Technik ganz auf innovative Grenzaufösungen im Spannungsfeld von Rock und Elektronik und mottete real existierende Gitarren gänzlich ein, um sich dieser fortan ausschließlich als synthetischer Samples aus dem unerschöpflichen Versatzbaukasten der Pop- und Rockgeschichte zu bedienen.
Auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum, das 1987 gleich zum Album des Jahres im Melody Maker gekürt wurde, und dem Nachfolger L’Eau Rouge setzte die Band also zunächst konsequent auf ein cleveres Nebeneinander von treibenden Rocksounds und experimentellen, teilweise innehaltenden Orchestersamples inklusive der eindringlich-gutturalen Vocals von TREICHLER, bevor sie 1991 auf Play Kurt Weill erstmals andere Töne anschlugen und Songs des deutschen Komponisten von einer völlig neuartigen und ungewöhnlichen Seite im ureigenen YOUNG GODS-Kontext präsentierten.
Mit dem erstmals mit englischen Texten aufwartenden TV Sky erklommen sie 1992 schließlich ihren kommerziellen Höhepunkt und feierten auch in den USA angesichts von mit ähnlichen Industrial-Sounds operierenden Bands wie Nine Inch Nails größere Erfolge. Auf den folgenden Alben zeigten sie sich weiterhin als versierte Soundtüftler und erschlossen beispielsweise in ausgedehnten, teilweise bis zu 20 Minuten langen Songs für sie eher ungewohntes Progrock-Terrain oder wandten sich – inbesondere auf ihren letzten Veröffentlichungen – verstärkt flächigen, minimalistischeren Ambient-Sounds zu.
XXY bietet auf 75 Minuten nun also einen fabelhaften Überblick über 20 Jahre Bandgeschichte und startet überraschender-, aber erfreulicherweise mit dem brandneuen ‚Secret‘, das wieder mal treibende Elektronik-Beats mit kräftigen Gitarren kombiniert, bevor gleich im Anschluss das 2000er Album Second Nature mit dem fantastischen ‚Lucidogen‘ vertreten ist.
Im Folgenden geht es in einer rasanten Achterbahnfahrt kreuz und quer durch den imposanten YOUNG GODS-Kosmos. Frühe, opulent-noisige Songs wie ‚Envoye‘ oder ‚L’Eau Rouge‘ sind natürlich ebenso enthalten wie rhythmusbetonte, elektronischer ausgerichtete Tracks wie ‚Skinflowers‘, ‚Gardez Les Esprits‘ oder ‚Astronomic‘ aus den 90ern, und relativ geradlinige Rocker (‚Gasoline Man‘ – mit eingebautem ‚One Of These Days‘-Pink Floyd-Sample – oder ‚Kissing The Sun‘), stehen den mit ungewöhnlichen Sounds und Geräuschen teilweise verhalten verharrenden bzw. experimentierenden Kurt Weill-Interpretationen ‚September Song‘ und ‚Alabama Song‘ gegenüber.
Insgesamt ein absolut repräsentativer Querschnitt aus dem 20-jährigen Schaffen der Schweizer Soundtüftler, dem in der Limited Edition noch eine zweite CD mit Remixen und Coverversionen (u.a. ‚The End‘ von den Doors) beigefügt ist.
THE YOUNG GODS
XXY (Twenty Years 1985 – 2005)
(PIAS/ Rough Trade)
VÖ: 04.10.2005
THE YOUNG GODS am 12.12.05 live in Berlin/ Kalkscheune
www.younggods.com
www.piasrecordings.de
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]