Wer an gute Popmusik denkt, kommt recht schnell in Skandinavien an. Wo es deutscher Musik oft an den nötigen Feinheiten fehlt, weiß man im hohen Norden einfach, wie gute Songs und Alben produziert werden, ohne eintönig zu klingen. Ein perfektes Beispiel für diese Musik ist die Schwedin Tove Styrke. Sie nahm an der sechsten Staffel der Castingshow Idol teil, ist aber längst über die Landesgrenzen hinaus bekannt, was auch an Support-Auftritten bei großen Touren liegt. Wer steckt hinter der Künstlerin mit dem komplizierten Namen?
Viele künstlerische Einflüsse aus der Familie
Ein Blick auf den Twitter-Account von Tove Styrke reicht, um das Hauptproblem der internationalen Fans mit der Sängerin herauszufinden. Nein, nicht die Musik stört, sondern vielmehr der Name. Wie sollte man Tove Styrke nur aussprechen? Zum Glück steht die schwedische Sängerin mit Rat und Tat zur Seite. „Tuva Stierka“ sei die richtige Aussprache, so betont sie in eckigen Klammern. Mit diesem Wissen können sich Musikfreunde dann zum Glück auf das Wesentliche fokussieren. Styrke wurde in Umea geboren und wuchs im Norden Schwedens auf. Als Tochter des Musikers Anders Östman kam sie schnell mit der Musik in Kontakt, sodass ihr eigener Lebensweg nicht überrascht. Schon immer steckte in ihr das nötige künstlerische Talent. Styrke lernte im Laufe der Jahre, Klavier zu spielen und begann vor Kurzem damit, auch das Spielen auf der Gitarre zu lernen, um sich musikalisch weiterzuentwickeln. In Zukunft will sie die Gitarre vermehrt in die eigenen Songs integrieren.
Schon kurz nach den ersten Auftritten auf großer Bühne während der schwedischen Castingshow Idol nahm Sony die Sängerin unter Vertrag. Das selbstbetitelte Debütalbum Tove Styrke erschien schließlich Ende 2010. Es war in Skandinavien direkt erfolgreich und hielt sich über viele Wochen in den Charts. Die Debütsingle Million Pieces stammte im Juni 2010 nicht aus der eigenen Feder, sondern wurde von Lykke Li und Adam Olenius geschrieben. Repräsentativ für die Karriere Styrkes ist dies jedoch keineswegs. Der Großteil ihrer Songs sind selbstgeschrieben und folgen keinem klaren Stilbild. Es handelt sich vielmehr um eine spannende Mischung aus Pop, Elektro-Pop, Dance-Pop und vielen weiteren Einflüssen. Eine der größten Inspirationen für die Schwedin ist die talentierte Künstlerin Lorde, mit der sie einst auf US-Tour ging. Ein Cover des Lorde-Songs Liability unterstreicht die Bewunderung Styrkes für die Neuseeländerin. Es folgte die Europa-Tour von Katy Perry, auf der Tove Styrke den eigentlichen Haupt-Act gesanglich laut vieler Fans sogar überbot.
Online-Liveshows und erfolgreiches Album Sway
Wer nach aktuellen Nachrichten rund um Tove Styrke sucht, wird vor allem auf die Liveshows stoßen, die sie immer wieder online streamte. Die Fans, die sich Konzerte nur so herbeisehnen, konnten ihre Lieblingssängerin gleich mehrfach über das Internet verfolgen. Manchmal in großen Veranstaltungen in Schweden über Twitch, mal solo über Instagram Live und dann wieder beim Gitarrespielen (lernen). Zuschauer konnten ihre Fragen stellen und bekamen sie gleich persönlich beantwortet. Viele Musiker und Bands nutzen heute die moderne Streaming-Technologie, um nach wie vor ihrer Leidenschaft vor Publikum nachzugehen. Ursprünglich stammt diese aus ganz anderen Branchen wie dem Glücksspiel im Internet, wo Anbieter sogenannte Live Casinos ins Leben riefen. Hierbei werden die Croupiers per Webcam-Stream übertragen und machen das Ereignis wie Styrkes Konzerte besonders authentisch. Auch der Sport wanderte bereits in den letzten Jahren immer öfter in das Internet, wo er per Livestream angesehen werden konnte. Beispiele dafür sind Plattformen wie das stark gewachsene DAZN. Warum also sollten sich nicht auch Musiker die modernen Streaming-Methoden zunutze machen?
Tove Styrke präsentierte live vor allem Songs ihres 2018-er Albums Sway. Gleich sieben Lieder daraus wurden nach und nach als Single veröffentlicht, darunter Say My Name oder auch Changed My Mind. Schon jetzt warten die Fans in Schweden, Deutschland und der ganzen Welt sehnsüchtig auf ein neues Album der Künstlerin, die zuletzt in einem Duett mit Ritual (Love Me Back) zu hören war. Schon 2011 schätzte die New York Times Styrke als eine von zehn „Artists to Know“ ein. Diesen Erwartungen ist sie bisher nur zum Teil gerecht geworden. Musikalisch war Sway ein voller Erfolg, wurde aber leider nicht von vielen Menschen entdeckt. Vielleicht kommen ja durch diesen Artikel einige neue Hörer hinzu, die sich mit der schwedischen Musik anfreunden können, der viel mehr als Bands wie Royal Republic zu bieten hat.