UGLY DUCKLING – Combo Meal

Ein fröhlich-ironisches HipHop Konzeptalbum – über Fastfood.

Ich habe bei der Redaktionssitzung seit langem mal wieder ein Album wegen des Covers mitgenommen. Viele Labels sind ja dazu übergegangen, wenn überhaupt, nur noch gebrannte CDs ohne Cover zu verschicken und da fiel mir Combo Meal direkt positiv auf: ein Milkshake-Becher mit ‚Meatshake‘ beschriftet, aus dessen Strohhalm eine blutfarbene Flüssigkeit tropft. Der bunte Comic-Grafitti-Style ließ zwar auf HipHop schließen – nicht unbedingt mein Lieblingsgenre – aber watt solls. Wer schöne CDs haben will, muss leiden oder so ähnlich.

Nimmt man die Papphülle ab, ist vorne wieder der Becher zu sehen und hinten die Rahmenhandlung eines modernen, urbanen Musicals: zwei Fastfood-Joints, die sich gegenüber stehen. Das ‚Meatshake‘ („taste the secret“), wie das ganze Cover in blutigen Rottönen gehalten, und gegenüber the ‚Veggie Hut‘ („Feed your body, mind and spirit“), ganz in grün. Für mich als frischgebackene Massentierhaltungsvegetarierin (ich esse nur noch Fleisch von eben noch glücklich auf grünen Wiesen freilaufenden Tieren) ein Riesenspaß, der sich beim Anhören der CD immer weiter steigerte.

Sämtliche Klischees von Vegetariern und Fleischessern werden in Clips zwischen den Songs -achtung- ausgeschlachtet, und in einem jazzy, funky HipHop-Bett serviert. Der Website www.meatshake.com ist wohl so mancher auf den Leim gegangen, findige Reporter haben jedoch herausgefunden, dass sich hinter den angegebenen Niederlassungsadressen McDonald-Filialen verbergen und es nicht wirklich eine Kette gibt, die Milkshakes mit Puten-, Rind- oder Schinkengeschmack verkaufen. Dennoch gibt es auch Menschen, die dazu animiert wurden, eben diese Geschmacksrichtungen zu testen. Yucks.

Wie auch immer. Zur Band: UGLY DUCKLING ist ein Trio aus Long Beach, Los Angeles, das sich 1993 gründete, der Hochzeit von G-Funk und Gangsta-Rap, aber auch ein Jahr nach dem hierzulande die FANTASTISCHEN VIER mit ‚Die da!?!‘ ihren Durchbruch feierten. Den Fantas folgte 1994 das Debut der JAZZKANTINE, dem Zusammenschluss von jungen deutschen Rappern und alten deutschen Jazz-Säcken. Von daher ist aufgeräumter, beschwingter HipHop für die hiesige Hörerschaft nicht außergewöhnlich, auch wenn sich seit den Neunzigern und Hartz IV vieles geändert hat und nicht nur seit SIDO und Aggro Berlin krampfhaft versucht wird, auch hier die Gangsta- und Pimp-Attitude nach vorne zu bringen.

UGLY DUCKLING hingegen ist so rein wie WILL SMITH, oder netter, wie die DIALATED PEOPLE oder DEL THA FUNKY HOMOSAPIEN. Das kann man langweilig finden wenn man will, sollte man aber nicht, weil es einfach angenehm anders ist. Combo Meal, das eine Bonus-CD mit ‚Leftovers‘ der Bandgeschichte enthält, ist unverkrampftes und verspieltes Easy Listening für wenn man mal wieder Besuch von HipHop-Freunden hat.

UGLY DUCKLING
Combo Meal
[PIAS]
veröffentlicht

http://www.uglyduckling.us

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