Unser Bericht zur BERLIN MUSIC WEEK: Berlin Festival



© Stephan Flad

Eigentlich sollte das Berlin Festival im neuen Gewand einer 48-stündigen Dauerparty auf dem Arena-Gelände im Anschluss an das Showcase-Festival First We Take Berlin der große Höhepunkt werden. Für ein wirklich berauschendes Musikfest fehlt es allerdings an berauschender Musik…

Zum Auftakt am Freitag sind es AUSTRA, die mit ihrem New-Wave und Industrial eine gelungene Show liefern und damit einigermaßen über die unangenehmen Hall-Effekte in der Arena hinwegsehen lassen. Mit DARKSIDE, die ihren vorletzten Auftritt hinlegen und deshalb groß heraufbeschworen werden, kommen die Massen zur Mainstage gepilgert. NICOLAS JAAR und DAVE HARRINGTON lassen sich in den Nebelschwaden nur erahnen, rattern ihr Pflichtprogramm herunter und sind dabei so unaufregend, dass der Wechsel zu THE ACID auf der Nebenbühne im Glashaus willkommen erscheint. Das Trio um RY X zieht zwar weniger Besucher an, bietet dem Publikum aber ein wunderbares, atmosphärisches Set.

Der Samstag steht vor allem im Zeichen des Gedränges rund um Badeschiff und White Trash, die sogar kurzzeitig gesperrt werden müssen. Insgesamt kommen 15.000 Menschen an allen drei Tagen, also etwa ein Viertel weniger als im Vorjahr – für die ist aber freilich auch wesentlich weniger Raum. Sprechen wir also lieber von allgemeinen Platzproblemen als von wahnsinnigen Besucheranstürmen. In der Arena, die ohnehin immer ein wenig verlassen wirkt, lässt es sich währenddessen aushalten und so bleibt man bei BOMBAY BICYCLE CLUB und den EDITORS hängen, die zu den Highlights des Abends werden.

Am Sonntag tritt dann doch noch ein richtiger Wow-Effekt ein. WARPAINT spielen den letzten Gig ihrer Europatour und überzeugen mit ihren ätherisch-psychedelischen Melodien, schwellenden Gitarren-Riffs und Off-Beat-Rhythmen. „Undertow“ und „Love Is To Die“ sind dabei die absoluten Höhepunkte. Eine JESSIE WARE und ihr R&B-Pop können daran nur schwerlich anknüpfen. Mit „Wildest Moments“ und „Tough Love“ sorgt sie für zwei nette Momente, doch ansonsten wirkt das Publikum recht angeödet. Kein Wunder also, dass eine Konfettikanone in der Menge plötzlich zum Event wird: Wir hätten ansonsten glatt vergessen, dass wir noch wach sind.

WOODKIDs anschließender Auftritt mit gewaltigem Orchester und riesigen Video-Installationen ändert daran auch nicht viel. Das alles mag beeindruckend sein, passt aber nicht in das Finalprogramm eines Festivals. MODERAT sorgen im Wechsel von tanzbaren Beats und ruhigen Momenten vor allem mit „Bad Kingdom“ nochmal für einen stimmungsvollen Abschluss, doch insgesamt scheint die Luft raus zu sein. Clevere Timetable-Gestaltung und gutes Booking sehen anders aus. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens im nächsten Jahr ein paar Euro für die großen Headliner übrig bleiben.

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