WHYTE SEEDS und TIGERBEAT am 15.01.04 im Magnet

Rotzige schwedische Jugend trifft auf steife deutsche Nordlichter. „Fandet ihr auch die Vorband viel besser?“ fragte uns ein Mit-an-der-Tramhaltestelle-Steher. Allerdings!

Süße 25 Jahre wurde der Sänger der WHYTE SEEDS, Axel Robach, an diesem Tag. Die Crowd sang ihm ein Ständchen und auch sonst war die Stimmung Birthdayparty-like. Die ins Magnet gepilgerten Fans des schwedischen Supports sind größtenteils noch jünger als die Band selbst und gehen entsprechend ab. Geht auch gar nicht anders, die Mischung aus THE MONKEES, BLACK REBEL MOTOR CYCLE CLUB und AC/DC ist zu mitreissend, um ruhig stehen zu bleiben. Keyboarder Olle Hagberg, der eigentliche Frontmann der Band, tanzt vor, während Gitarrist Björn Synneby ganz den schwedischen Angus Young gibt. Perfekte Bühnenshow. Sexy!

Dann kamen TIGERBEAT.

Mit ihrem großartigen Debütalbum „No. 1“ rockten sich TIGERBEAT einst mit einem guten Gespür für Melodien unsere Ohren. Es wurde nicht an elektronischem Beiwerk, der sich gut zu einem tanzbaren, wippenden Gitarrensound fügte, gespart. Dann im Dezember 2003 Album No. Zwo „13 Songs“, und mit Buback und Proton werden TIGERBEAT von einem geschätzten organisatorischen Background unterstützt. Die Spex wählte es sogar zum Album des Monats. Man durfte also gespannt sein, wie sie sich weiterentwickelt hatten. Live-Show zeigte: die Songs sind insgesamt schlichter geworden und haben mit dem melodischen Erstlingswerk nichts gemeinsam. Schwer zu sagen, ob man auf dem Album den auffälligen deutschen Akzent von Sänger INTERNATIONAL FREHN wahrnimmt, doch live war es leider nicht zu überhören.

Die Bezeichnung Gentlemenrock passte nun wirklich nur zu ihrem Outfit, alle trugen schwarze Hemden, mal abgesehen vom Drummer, der sich irgendwann sein Hemd auszog. Man hätte eigentlich eine exzessive und extrovertierte Bühnenshow erwartet, denn die Definition „Sophisticated Sex Rock“ kann nicht allein auf ein Musikgefühl zurückzuführen sein, sondern hinterlässt auch das Bild einer Band, die live das Herz rasen lässt. Aber das Gegenteil war eher der Fall, die vier wirkten lustlos und müde. Es wäre gelogen, zu sagen, dass einen das Konzert auf irgend eine Weise berührt hätte. Unsexy trifft es da wohl eher. Das Publikum schien mal abgesehen von einer Handvoll Leute, die vor der Bühne tanzten, gelangweilt und sehr zurückhaltend. Apropos Publikum: kurzer Schwenk zum Promi-Faktor: Kim von ECHT war da zu sehen sowie Jana Pallaske und weitere Mitglieder von SPITTING OFF TALL BUILDINGS.

Gegen Ende jedenfalls doch noch ein kleiner Lichtblick mit „Troubled Man“ vom Debütalbum und THOMAS-ich-trage-einen-Pornobart-und-70’s-Klamotten am Tastengerät mit wohlklingenden Keyboardflächen a la AIR. Hoffen wir, dass die anderen Städte eine bessere Show geboten bekommen und sie ihrem Image doch noch gerecht werden.

Wir lernen: man kann eine oder zwei gute Platten machen, aber live scheisse ‚rüberkommen – Oder man kann eine durchschnittliche Platte machen, aber dafür live das Haus rocken. Der Idealfall ist natürlich eine Kombination dieser beiden Faktoren, trifft aber bei diesen beiden Bands nicht zu.

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