Ähnlich wie PINK zelebriert WILLOW SMITH 20 Jahre später ihr Erwachsenwerden in Alben: Da sind Pink’s Jugendsünden (Missundaztood, 2001) wie auch bei Willow (Willow, 2019), Pink’s Rebellentum der jungen Erwachsenen (Try This, 2003) wie auch bei Willow (Lately I Feel Everything, 2021) und dann folgte die aufgesetzte Punk-Attitüde von Pink (I’m Not Dead, 2008) und Willow vor zwei Jahren (Coping Mechanism (2022). Nunmehr möchte sich Mrs. Smith offenbar über die eigenen schwarzen Wurzeln Klarheit verschaffen und veröffentlicht ein Indie-R’n’B-Album mit Afro.
„Home“ mit Komponist JON BATISTE ist ein Klangexperiment aus Drums und Adlibs, über denen Willow glückselig herumgellt: „I love my life! I live my life in a river of grace. I trust this river to carry me home.“ Der R’n’B-Chor und das Klavier erden das Ganze. Sich „home“, also „nach hause“ treiben zu lassen, ist ein Idealzustand, von dem sie offenbar nicht mehr träumen muss.
In „Ancient Girl“ gurrt Willow lauthals zu Akustikgitarre. Ein schöner Indiepopper ist dagegen „Symptom Of Life“: Erwachsene Lyrics sowie entspannte Keys und Drums. Willow erforscht sich und das, was das Leben ihr zu bieten hat.
Noch verletzlicher sind im Singer/Songwriter-Song „The Fear Is Not Real“ die Überlegungen zur Weiblichkeit: Kann frau wirklich nur Beute eines Mannes und dann Mutter werden? In „False Self“ stellt sie sich individualistisch dagegen. Dabei steht ihr weibliche Solidarität zu Seite: Sängerin ST. VINCENT versichert ihr in „Pain For Fun“: „When you start to cry, I get that familiar feeling. Somehow, I’m not the only one.“
Dieser erstaunlich kluge Pop ist natürlich nichts fürs Formatradio und wird sich mit langweiligen Musikvideos auch auf Youtube schlecht machen. „Down“ ist sogar nah dran am Nujazz. Wer die aufgedrehte Punkerin vermisst, erhält zumindest das Drum-betonte „Run!“. In „Bigfeelings“ feiert sich Madamchen mit ihrem erstaunlichen Stimmvermögen selbst und genau so will man sie hören.
Willow
Empathogen
(Three Six Zero/Gamma)
VÖ: 03.05.2024
