WOVEN HAND am 03.12.2008 im ColumbiaClub


Possessed by Wild Horses!



Es gibt diese Art von Konzerten, da hat man das Gefühl, das Zusammenschlagen der zwei Handflächen am Ende eines jeden Songs sei unangebracht. Es scheint dem Treiben auf der Bühne dann nicht annähernd würdig zu sein, es geradezu herab zu setzen. So wie zum Beispiel bei WOVEN HAND. Oder vielleicht besser gesagt: Im Angesicht ihres Frontmannes David Eugene Edwards. Mit seinen langen strohblonden Haaren unter dem indianisch anmutenden Stirnband, dem Hufeisenanhänger um den Hals, seiner beschwörenden Miene, den weit aufgerissenen Augen wirkt er manchmal wie ein wahnsinnig gewordener Prediger, wenn er plötzlich wild seine „Mähne“ schüttelt und hinter sich hinein in nichts lamentiert oder an die Decke starrt.
Andere würden lächerlich erscheinen bei solchen Gebärden. Edwards jedoch wirkt wie die Reinkarnation eines wilden Hengstes: Wütend, zitternd, aufbegehrend, energiestrotzdend und kraftvoll. Dazu seine Zeichensprache, wenn er einzelne Textzeilen unterstreichen will. Mit seinen beiden Fäusten baut er einen unsichtbaren Turm, während er mit seiner eindringlichen Stimme singt: „Stone upon Stone. Bone upon Bone“. Die Hand führt er vors Gesicht und schaut zur Seite, während die Zeilen: „She closed her eyes and looked away“ einem durch Mark und Bein gehen.

Das Publikum ist gebannt. Ein einzelner „Rock’n’Roll“-Ausruf nach einer Ballade sorgt für ärgerliche Blicke und Kopfschütteln. Erst als dann der allseits erwartete Kult-Satz nach dem siebten Song endlich aus Edwards Mund kommt, weicht die gewisse Anspannung, die in der Luft liegt, einem erleichterten Lachen und Beigeisterungsausrufen: „Thank you for clapping“, sagt Edwards trocken. Und dann fügt er sogar noch hinzu: „And thanks for coming out in such a cold night.“ „Thank you!“, schreit eine Frau aus dem Publikum zurück, wobei man ihr Recht geben muss.
Fast zwanzig Songs spielen Edwards und seine drei Musiker, Ordy Garrison am Schlagzeug, Pascal Hubert am Bass und Peter van Learhoven an der Gitarre. Diese umfassen natürlich wie gewohnt das Gesamtwerk und die Vorgeschichte WOVEN HANDS. Auch 16 Horsepowers-Songs dürfen daher nicht fehlen. Von der neuen Scheibe Ten Stones gibt es als Einstiegssong ‚White Knuckle Grip‘, für große Begeisterung sorgt auch ‚Whistling Girl‘ von der Mosaic-Scheibe.

Das Publikum, bestehend aus allen Altersgruppen und musikalischen Ausrichtungen, sei es nun der Indie-Pop Mann, der Country-Anhänger oder der Metaller, ist begeistert, als Edwards mit seinen Mannen und einem freundlichen Winken über die Schulter nach drei Zugaben die Bühne verlässt. Und noch lange danach meint man die Endlosigkeit der nackten Wüste, das Getrommel der Pferdehufe und Edwards wilden Blick aus den blauen, stierenden Augen auf und in sich zu spüren.

http://www.myspace.com/wovenhand
http://www.wovenhand.info (unofficial)

Autor: [EMAIL=daniela.saleth@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Daniela Saleth[/EMAIL]

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