Seltsam wie Singer/Songwriter heutzutage auf sich aufmerksam machen. Nicht die Orientierung auf einen Plattenvertrag sondern die Verbreitung auf Netzplattformen ist angesagt. Und so kommt es, dass erst die vierte EP in einem Jahr von YAEOW es auf Spotify geschafft hat – im Selbstvertrieb. Features etwa mit KINA haben ihm eine Fanbase erspielt und er sonnt sich in der Webkultur.
Seine zerbrechliche, leicht soulige Stimme berührt einen Nerv vieler geplagter Seelen. Darum ähneln seine bisherigen Veröffentlichungen voller unglücklicher Liebe und Sehnsucht sehr den EPs von BVG. Der Lofi-HipHop-Producer war jedoch mit dem Track „Hold Me“ (zusammen mit AYH OKAY) erfolgreicher als Yaeow mit „Hold Me Closer“. Dem Sadcore im Lofi-Stil bleibt dieser mit „Oh I Try“ und „Does It Really Matter“ treu.
Stringente Akustiklieder mit trauriger Stimme an Gitarre und Piano (Yaeow, Worn Out Heart, Lost In Between) und sogar Indiepop (Behind The Clouds) hat Yaeow bereits ausprobiert. Don’t Overthink It wirkt noch einen Tick persönlicher. Das Titelstück erzählt zu Lofigitarre und leisen Trapbeats von einem depressiven Selbstausschluss. Das jugendliche Subjekt dreht sich um sich selbst: „I used to feel like a ghost. I never went to partys. I just went my own way.“ Und selbst diesen Weg habe er jetzt verloren. „I make plans with myself ‚cause I’m too scared to go out.“ Ein Hikikomori („Does It Really Matter“)? Mit dem Klavierstückchen „The End“ scheint er sich selbst von seiner Liebsten zu verabschieden: „I’m so sorry my friend, but this is the end.“ Ähnlich ernst klang einst auch TERRY JACKS in „Seasons In The Sun“.
Bis auf den zarten Indiepop im Duett mit seiner Schwester („Always, And Forever“), ist hier Lethargie zu erleben. Die Frage ist natürlich, ob sie den Teenage-Hörern förderlich ist.
Yaeow
Don’t Overthink It EP
(Selbstvertrieb)
VÖ: 17.09.2021