Punk ist tatsächlich für unangepasste Jugendliche nicht tot zu schweigen. Irgendwoher kommen immer wieder neue Bands. Da wäre zum Beispiel ZVO55 aus Leipzig. Nach einer EP erschien vor kurzem XXX, 13 Songs, bei denen Deutschpunk auch etwas Deutschrock mitnimmt. Es wurde von Sänger PETER LORRE (Gitarre), BRUNO ROCKSTROH (Drums) und SEBASTIANT HILLE (Bass) eingespielt und von Niklas Wenzel aufgenommen.
Der Poppunk-Opener ‚Zwei‘ erinnert sofort an ein anderes Trio: MONTREAL. Schon ab dem ersten Song kloppen die Jungs drauflos und singen emotionale Texte mit erstaunlich rationalem Ton: „Wir werden uns für ewig binden, denn es wird sich wohl nichts Bess’res finden.“ Zwischen den Lebensthemen verstecken sich die politischen.
ZVO55 sind keine Kinder von Traurigkeit und stehen auch nicht unbetroffen vor den Zuständen, etwa dem hämischen Vorführen der Unterschicht vor sich selbst im Hartz4-TV (‚Phrenesie‘). Aber es langweilt sie: Nicht hinnehmen wollen, aber sich keine Illusionen auf Veränderung machen. Sie scheinen aufgewachsen mit gescheiterten Protesten: „Alte Parolen im neuen Gewand, verdreht und staubig von Weitem erkannt.“
LORRE singt auf die gleiche Weise Kritik (‚Nichts‘), Selbstfindungsjubel (‚Neu) und „Kopf hoch!“-Ratschläge (‚Himmel‘). Was davon er unterschreiben würde, lässt er offen. Dazu rasen Drums und Riffs dahin. Eine Ausnahme ist ‚Moment‘, eine Rockballade über Selbstmordgedanken im Angesicht des Verlustes.
Zu wahr, um schön zu sein und damit ganz Punk, haben die Drei in ihrem Debüt Einiges gegeben. Gleichwohl stechen sie damit noch nicht aus der Masse von Releases heraus. Es fehlt noch an Fokus und Melodieführung.
ZVO55
XXX
(This Monkey Throws Poo Records)
VÖ: 15.02.13