Bei Metoo geht es um Macht

Nein, Vergewaltigung ist keine sexuelle Gewalt wie etwa Sadismus. Vergewaltigung ist sexualisierte Gewalt. Soviel sollte nach der #Metoo-Debatte klar sein. Auch 2021 lebt ihre Methode der Skandalisierung fort. Ihre Aktivisten sehen die Zivilgesellschaft inzwischen als notwendiges Korrektiv zum patriarchalen Rechtsstaat. Ihre Gegner nennen sie dagegen einen wütenden Lynchmob, der sich in den sozialen Medien gegen jeden Prominenten richten kann und ihn ohne Unschuldsvermutung an den Pranger stellt.

Diesmal geht es um MARILYN MANSON und seine Beziehungen. Das ist nicht überraschend, war der Schockrocker doch immer einigen Zuschauern ein Dorn im Auge. Doch scheinbar erst jetzt, da sein Stern im Sinken begriffen ist, lässt er sich erst anklagen. Während der weiße Rocker seit 2012 seine Alben nur noch kurz in den US-Charts halten kann, positionierte Latino-Rapper 6IX9INE seine Alben Day69 und Dummy Boy 2018 jeweils über 20 Wochen, also drei Jahre nachdem er für den sexuellen Missbrauch eines minderjährigen Mädchens verurteilt wurde. Erst der Justiz-Verrat seiner Gangmitglieder 2019 ließ sein letztjähriges Album TattleTales nur drei Wochen auf Platz 4 stehen, während Manson sich mit zwei Wochen Platz 8 für We Are Chaos begnügen musste. Die Koinzidenz von Metoo- und BLM-Bewegung scheint hier zu wirken. Sorgen Hautfarben für Sensibilität bzw. Blindheit gegenüber dem Recht?

Es war leider nur Peter Griffin von Family Guy, der angesichts der Anklagen gegen den Komiker Bill Cosby (The Cosby Show) lakonisch aussprach: „Ich hab mich so bemüht, die Hautfarbe nicht zu sehen, dass ich die Vergewaltigungen übersehen hab.“ Genau das erklärten einige Opfer von R’n’B-Sänger R. KELLY in Interviews: Seine Taten erregten jahrelang kein Aufsehen. Wen interessierten schon schwarze Opfer eines Schwarzen? Zu lange habe die Öffentlichkeit weggesehen. Kelly wurde genau wie 6ix9ine der Missbrauch minderjähriger Mädchen vorgeworfen. Kann sexualisierte Gewalt nur zum Metoo-Thema werden, wenn Weiße als Opfer oder Täter involviert sind?

Manson schminkte sich immer extra weiß. Er trat als Bürgerschreck im Sado-Maso-Outfit mit satanischen Untergangsthemen auf. Nun fragen Neunmalkluge: Was erwarten denn Gothic-Mädchen und Models vom „Prinzen der Finsternis“? Gewaltfreie Beziehungen auf Augenhöhe?

Das Prinzip des „Hochschlafens“ könnte praktisch von jedem mächtigen Mann ausgenutzt werden. Das zeigen auch die Vorwürfe gegen den Milliardär Jeffrey Epstein, den BILD-Chefredakteur Julian Reichelt oder den Comedian Luke Mockridge. Nicht die Hautfarbe lässt die Opfer unsichtbar werden, sondern die Macht des Täters. Erst wenn er an Relevanz verliert, werden Anklagen gegen ihn gehört.

Während etwa deutsche Jugendliche und junge Frauen ihre Körper auf markt.de oder eBay-Kleinanzeigen für Geld („TG“) an Freier verkaufen, kann ein Star oder Firmenchef päderastisch Karrierechancen für Sex anbieten. Was anderes ist das als Prostitution? Von der Porno-Industrie oder der kath. Kirche ganz zu schweigen. Liberale Philosophen wie Jürgen Habermas haben sich offenbar geirrt. Auch die postmoderne Gesellschaft ist und bleibt patriarchal. Nur weil „gewaltfreier“ kommuniziert wird, verschwindet die gewaltsame Struktur nicht. Angeblich gewaltfreier Diskurs verdeckt lediglich die real existierende Gewalt untereinander. Die #Metoo- und die BLM-Bewegungen müssen diese Höflichkeit zerstören, damit sich etwas ändert. Political Correctness hält ungerechte Beziehungen und Jobs am Leben. Die Aktivisten sollten lieber die gute, alte Beleidigung herausholen. Täter müssen benannt und verurteilt werden. Ihr Geld und ihre Positionen sollte ihren Opfern zu gute kommen.

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