Cold – The Things We Can’t Stop

Beim Vorbeigehen an dem Cover denkt man sich: „Moment, hat die Dame da etwa ein Spinnen-Tattoo am Hals? Gehört sie zur Coldarmy?“ Und wirklich, nach acht Jahren Wartezeit seit SuperFiction gibt es mal wieder ein COLD-Album. Von der einstigen NuMetal-Band ist eigentlich nur noch Sänger SCOOTER WARD übrig geblieben. Dabei sind jetzt NICK COYLE (Gitarre), LINDSAY MANFREDI (Bass) und AARON FULTON (Drums). Producer Jeremy Carter, der schon an Superfiction beteiligt war, trimmt in Zusammenarbeit mit Tom York die Platte mehr noch als beim Vorgänger auf Radiotauglichkeit.

Zu den titelgebenden Dingen, die man nicht stoppen kann, gehört mal wieder Mobbing („Shine“). Mit seiner charakteristischen Stimme versucht Ward hier eine Jugendliche aufzumuntern. Die Instrumentierung bleibt Cold-typisch im Midtempo und ist im Amirock anzusiedeln. „Snowblind“ ist trotz Streichern etwas härter.

Ein weiteres unstoppbares Ding ist Nationalismus, wie mit „The Devil We Know“ in einer Anti-Kriegshymne besungen. Im Trump-Amerika müssen selbst Cold vor der völligen politischen Desorientierung warnen („Systems Fail“).

Wem jedoch schon A Different Kind of Pain (2005) zu kitschig war, wird mit dem SNOW PATROL-Cover „Run“ wirklich bedient sein. Das ist wohl Scooters unverbrüchlicher Treue, ja Liebe zu den Fans geschuldet. Wer die alten Cold hören will, für den sind Songs wie „Without You“ noch etwas.

Begann Scooter im Gothic-Umfeld sieht er jetzt seine Rolle als Rock-Papa, der wie MICHAEL STIPE von R.E.M. seine Hörer tröstend in den Arm nimmt. Wie PINK oder KATY PERRY werden hier junge Frauen ermutigt („The One That Got Away“) oder man träumt von einem „Beautiful Life“. Erstaunlich: Cold sind im Pop angekommen, weil die liberale Welt ihrer Jugend untergegangen ist, in die sie auch nie passten.

 

COLD
The Things We Can’t Stop
(Napalm Records)
VÖ: 13.09.2019

www.coldarmy.com

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