Der aktuelle Lauf des Singer/Songwriters DAN MANGAN aus Vancouver will einfach nicht stoppen. Nach Beeing Somewhere (2022) und dem Beeing Elswhere Mix (2024) liegt schon wieder ein Album vor. 13 bedeutungsvolle Folksongs haben er und ein ganzer Stab an Begleitmusikern aufgenommen.
Am Anfang öffnet sich die Tür zur Waldhütte und Dan sitzt für „It Might Be Raining“ ganz allein an der Akustikgitarre und singt leis‘ vor sich hin. Ein paar Pauken gesellen sich dazu, dann Percussions und Synthies im Hintergrund. Mangan hat jede Menge Text mitgebracht, in denen er seine Stimmung verarbeitet. Nach und nach steigert er sich auch im Ausdruck. Und wieder ist da die Ortlosigkeit: „Yeah, anywhere that is anything to anyone at the centre of everywhere.“
„Diminishing Returns“ beginnt munterer mit einer dynamischen Gitarrenlinie und viel Percussions um Mangan herum. Für den Refrain baut er den Track zu einem leichten Folkrocker auf, um das Anliegen zu unterstreichen: Selbst während der medial verdrängten Klimakatastrophe zusammen zu halten: „You could say, the walls are caving in, that the waves will come and wash away these castles made of sand. Doesn’t change the way I feel.“ Nicht die Krisen fürchtet Dan, sondern die Trennung von der Liebsten, wie sich in seinen Träumen zeigt: „I dreamt, you threw me off a bridge.“ („My Dreams Are Getting Weirder“) Und auch den US-Rechtsruck spricht Mangan in „Soapbox“ an, der vor allem vom Christlichen Nationalismus ausgeht: „And they always talk of Jesus without a hint of irony. But they see kindness as a weakness and they disregard the meek.“ In dieser Situation muss der Sänger seinen eigenen Glauben hinterfragen: „See, I’ve been yelling about forgiveness. I’ve been all ‚turn the other cheek‘. But I fear now, there is a sickness. There’s something rotten in the seeds. So, can a society have cancer?“
Ja, Natural Light ist wieder ein äußerst introvertiertes Album geworden. Grüblerisch wie aus der Feder von FINK sind Lieder wie „I Hated Love Songs“. Aus Fingerübungen schälen sich Melodien mit Gitarren oder gar Bläsern, die jedoch jede Radiotauglichkeit vermissen lassen. Viel zu intim scheinen die Titel zu sein. Da kann sogar verhandelt werden, was aus einer Beziehung wird, wenn sie reich an Jahren ist: „This mopey introspection is getting old and I’m getting old and you’re getting older.“ Und dann gibt es mit „Melody“ auch wieder einen ganz herkömmlichen Lovesong. Und in „For Him“ bettelt er die Liebste an, ihn bloß nicht für einen anderen Mann zu verlassen, den er ganz klassisch mit einem blutdürstigen Vampir vergleicht.
Gegen Ende gibt es mit „Sound The Alarm“ noch ein relativ kurzes Folktronika-Experiment. Den Abschluss bildet „Hit The Wall“ inklusive E-Gitarren-Solo, Trompeter und fettem Chor. Dan schließt die Tür und der Hörer ist wieder draußen im Wald.
Dan Mangan
Natural Light
(Arts & Crafts Productions)
VÖ: 16.05.2025
Live
27.11.25, Hamburg, Nachtasyl
28.11.25, Berlin, Silent Green/Betonhalle