Das Projekt DEPRESSED COMMUNIST hat sich als Vorreiter eines linken Dungeon Synth (DS) einen Namen gemacht. Vor vier Jahren erklärte es die Erhol-Funktion von Feiertagen. Dann setzte es sich in Alben 2021 und 2022 mit der Entfremdung des Menschen von der Natur sowie die Krisenanfälligkeit der neoliberalen Börse auseinander. Nun stellt es pünktlich zum internationalen Arbeiterkampftag The Sadness Of Work vor.
Es ist selten, dass die furchtbar gewöhnliche Arbeitswelt in der Musik thematisiert wird, gilt die Popkultur doch als Fluchtpunkt aus der Arbeit. Gut marxistisch geht es in den neun meditativen, düsteren Tracks aber nicht darum, Arbeit an sich zum Ärgernis zu erheben. Das Problem ist die entfremdete Arbeit, also die, die die Lohnabhängigen fast bist zum Tode gezwungen sind, für andere (Chefs bzw. Unternehmer) zu leisten, die dann auch noch den Profit daraus einstreichen („The Pain Of The Class“). Bitter klingen die betont künstlichen Synthies in „Horror, Death And This Work Shit„. Da sind die Angst, nicht fertig zu werden („Where Is My Time“), der Hunger („No Time For Lunch“) und die Rückenschmerzen („Constant Back Pain“).
Einen besonderen Horror bereiten dem kroatischen Producer Firmenmeetings („Endless Torment Of Meetings“). Man sieht geradezu die langen Gesichter der Kollegen vor sich, die man mit Langeweile quält und der Furcht, angesprochen zu werden. Mit Synthies, die andere DS-Produzenten nutzen würden, um etwa Eis- und Schneelandschaften darzustellen, lässt der Depressed Communist Computer-Übungen vor Augen kommen („Corporate Training Session Looming“). Und für das eigene Unternehmen online hippe Werbung machen zu müssen, erscheint ihm als die höchste Form der Entfremdung („Posting, The Highest Form Of Alienation“).
Gut, dass der 1. Mai ein freier Tag ist, den man nutzen sollte, um mal wieder für die eigenen Rechte auf die Straße zu gehen – und nicht für die Hamas.
Depressed Communist
The Sadness Of Work
(Selbstvertrieb)
VÖ: 01.05.2024