Dropkick Murphys – Turn Up That Dial

Die DROPKICK MURPHYS werden 25. Wahnsinn eigentlich. Die Folkpunks aus Quincy hauen mit dem zehnten Album noch mal ordentlich auf den Putz. Aber können sie noch überzeugen?

Wenn die aktuellen Punkbands keinen Spaß mehr verbreiten, müssen es wohl die Murphys tun. Und so machen sie mit „Middle Finger“ oder „Smash Shit Up“ einen auf Freizeit-Rebell, auf Jackass. Sie haben ihren Speed-Folk glattgeputzt und gehen entsprechend ins Ohr. Doch sind die Herren nun selbst im POGUES-Alter und benehmen sich hier infantil wie Vorstadtjungs. Das Phänomen ist vom Männertag oder von Festivals bekannt: Man beweist sich noch selbst, welch ein harter Kerl man doch ist, um den Rest des Jahres zu verspießen. Diese Männlichkeitsrituale sind wichtig für das Selbstbewusstsein. Und so ist auch der Smasher „Mick Jones Nicked My Pudding“ entweder ein Liebesbeweis an den CLASH-Sänger oder peinlich.

Die Band macht etwa mit „L-EE-B-O-Y“ kräftig auf Kumpel. Mit The Season’s Upon Us“ holten sie 2013 Weihnachten in die Realität herunter und mit „H.B.D.M.F.“ nun einen Geburtstagssüchtigen. Das Selbe taten NOFX übrigens schon 2002 mit ihrem „New Happy Birthday Song“.

Naiv wirkt „Chosen Few“, der tatsächlich ganz liberal die US-Gesellschaft und -Politik dazu auffordert, sich nicht weiter zu spalten, sondern wieder den Kompromiss zu suchen: „For a democracy to work we gotta see it from both sides. Stop pointing fingers! Shut your mouth and compromise!“ Die Frage, wie man mit Antidemokraten und Rassisten einen Kompromiss finden soll, stellt er sich nicht. Samt offensichtlichem Patriotismus stellt sich KEN CASEY als Schlichter in die Mitte und ruft dazu auf, sich wieder zu benehmen: „But can you really blame ‚em all, for thinking that we suck?“ Versachlichung und Beruhigung etwa in den sozialen Medien wäre seine Lösung: „Today you think it, then you tweet it in an outburst on the fly.“ Während sich also US-Metal-Musiker dem Trumppopulismus anschließen, versönliche Töne aus der Punk-Fraktion. Zwischendurch stimmt die Truppe auch noch „Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye“ von STEAM an, das schon in der Vergangenheit von Demokraten und Republikanern politisiert wurde. Jetzt scheint es die Band auf Trump zu münzen und unterstützen so Biden in dem Bemühen, die USA wieder zu einen.

„I Wish You Were Here“ ist zum Glück kein weiteres Billo-Cover des PINK FLOYD-Klassikers sondern eine Shanty-Ballade von AL BARR für seine Eltern. Er fühlt sich vom Leben überfordert und hätte so gern noch ihren Rat. Auch dies entspricht dem Lebensgefühl von Männern in den besten Jahren. Dad Rock im besten Sinne also.

 

Dropkick Murphys
Turn Up That Dial
(Dropkick Murphys)
VÖ: 30.04.2021

www.dropkickmurphys.com

Live

21.01.22, Mannheim, Maimarkt
22.01.22, Dortmund, Westfalenhalle
22.01.22, Chemnitz, Messe Chemnitz/Chemnitz Arena
26.01.22, Hamburg, Barclaycard Arena
27.01.22, Hannover, Swiss Life Hall
06./07.02.22, München, Zenith

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