Gloom Recluse – Let Me Die

Meist drehen sich Dungeon Synth-Alben um alte Burgruinen, in denen noch die Geister von Rittern hausen wie bei BRUTUS GREENSHIELD oder eben Vampire. Selten werden tatsächlich die Unholde thematisiert, wohl aber bleibt der depressive Eindruck misanthropischer Gemüter. Das neue Projekt GLOOM RECLUSE versucht es auf seiner Sechs-Track-EP Let Me Die mit einem anderen Ansatz.

Das Coverbild zeigt einen Vampir, der zwar gepfählt ist, aber leider nicht mit einem Holzpflock, weshalb er nicht zu Staub zerfällt. Er leidet, kann aber nicht sterben und bildet in Leinentücher gehüllt, den Anblick eines Schmerzensmannes. Hinter diesem groben Fantasymotiv lauert ein gut verdrängtes soziales Problem: Wie fühlen sich eigentlich Menschen im Altersheim oder Koma-Patienten, die vor sich hin vegetieren? Ist es legitim, sterben zu wollen oder gar jemanden dabei zu helfen? Das, womit sich schon Punkbands wie WIZO („Egon“) beschäftigten, wird hier als Drama aufgeführt.

Der Opener „Trancelike Embrace“ beginnt mit dem Geräusch des Regens, bevor die Orgel einsetzt. Das durchgehende musikalische Thema versinnbildlicht das Delirium dauerhafter Schmerzen. Schließlich löst es sich in Pianotasten auf. Die Resignation ist da.

„Each Night, Colder“ kombiniert bedrohliche Streicher mit Glockenklängen. Der Sterbende grault sich vor sich selbst. Die Kriegstrommeln zeigen den heroischen Kampf des Martyriums an. Quälend sind die Orgel, Synths und Elektro-Chöre in „Delirious Lunacy“. Das Warten auf den Tod ist die eigentliche Qual. Genauso zieht sich das Klavier auf „Restless Death“ dahin. Den Höhepunkt bildet das 11minütige „Only the Tomb Remembers My Name“. Das ruhige „The Final Feeding“ beendet die Tortur. Düster und episch wie Dungeon Synth sein muss.

 

Gloom Recluse
Let Me Die
(Selbstvertrieb)
VÖ: 03.10.2018

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