Haze – TagMond

Dass der Karlsruher Rapper HAZE fleißig ist, wird langsam bekannt. Gut ein Jahr nach Brot Und Spiele jetzt also das Ergebnis des Lockdowns: TagMond. Wie er selbst feststellt, ist das neue Album noch etwas schärfer und mehr auf dem Punkt als sein Vorgänger.

Nun, man muss puren HipHop lieben, aber wenn dann dürften Tracks wie das Feature mit KIKO 76 „Hustle & Flow“ oder „Neieiein“ verzücken. Das ist Deutschrap, den Stars wie SIDO voreilig für tot erklärten. Auch der vierte Longplayer klingt wie ein Mixtape aus einer miesen Gegend und auch wieder nicht. Denn da ist dem Haze seine spezielle Atmosphäre aus E-Gitarren („Kleiner Vato“). Bei den Beats verlässt er sich vor allem auf die Producer Dannemann und DJ Omonoia. Wer käme sonst etwa auf die geniale Idee, für das Intro „Red No 4“ die ersten Akkorde der „Overture“ der Rockoper Jesus Christ Superstar zu samplen? Hier spielt Haze sogar mit dem Gedanken, sein Label Alte Schule Records schon wieder zu schließen.

Sexistische Lines hat Haze genauso wenig nötig wie die Behauptung, krass‘ Rücken in der Hood zu haben. Seine Geschichten aus der Unterwelt sind stets mit Traurigkeit über die Zustände gewürzt, nicht mit Verherrlichung. Bei Texten wie in „Schatten“ beweist er sich als Straßenpoet. Kostprobe? Hier vergleicht er die Wirkung von Drogen sowohl auf sozialer wie auf körperlicher Ebene mit Dämonen: „Beeinflusst von den Schatten – Blut fließt auf den Asphalt, denn die Schatten, sie vergießen es als Ritus der Gewalt. Es sind Lichter, es ist Flackern, keine bildliche Gestalt. Schatten – wenn sie in der Nähe sind, dann wird es bitterkalt. Es sind zitternde Lampen, niederträchtiger Gestank.“ Danach kann man in den Top10 lange suchen.

 

Haze
TagMond
(Alte Schule Records)
VÖ: 29.04.2021

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