Marsyas Zskin – Echo and Narcissus

Dungeon Synth und antike Literatur müssen keine schwere Kost sein. MAKIS ZARKATHOULAS alias MARSYAS ZSKIN aus Athen beweist das Gegenteil. Er nimmt sich seiner Lieblingsgeschichten aus Ovid’s Metamorphosen an und vertont die märchenhafte Welt mit freundlichen Synthie-Klängen. Die 17 Stücke entwickeln sich stetig in verschiedenen Teilen weiter, geht es doch auch in den Metamorphosen um Verwandlungen.

Das Coverbild ist ein weiteres Beispiel für die Präraffaeliten in der Popmusik, hier die titelgebenden Figuren Echo und Narziss, gemalt von John William Waterhouse um 1903. Naziss war ein schöner Jüngling, der von aller Welt umschwärmt wurde, u.a. von der Nymphe Echo. Er aber verliebte sich statt in sie in sich selbst („Trapped In His Own Beauty“), paradigmatisch für die Ich-Theorie des Psychoanalytikers Jacques Lacan. Narziss verzehrte sich nach seinem Spiegelbild zu Tode. Seinen letzten Satz „Ach, du hoffnungslos geliebter Knabe, lebe wohl!“ wiederholte Echo („Trapped In Her Own Voice“). Beide starben an gebrochenen Herzen und wurden in die gleichnamige Blume und das gleichnamige Akustikphänomen verzaubert. Während Marsyas Zskin die ignorante Trotteligkeit des Narziss hörbar macht, zeigt er mit zarten Tönen die Zierlichkeit von Echo.

Eine weitere Geschichte aus dem riesigen Ovid’schen Sagenkreis ist die der Alkyone („Alkyonee’s Warning“). Deren geliebter Mann Keyx ertrank im Mittelmeer. Der Traumgott Morpheus erschien ihr in dessen Gestalt, um ihr von dessen Tod zu künden („The Deviant Tricks Of Morpheus“). Sie stürzte sich daraufhin von einer Klippe und wurde in einen Eisvogel verwandelt. Während in der Musik für Alkyone die Dramatik ihres Leidens beschrieben wird, klingt der Titel für Morpheus technisch-düster – ist doch die bekannteste aktuelle Adaption der Figur Morpheus aus dem Film Matrix (1999).

Hier also ein Album zum angenehmen Kennenlernen des Genres mit allerlei gescheitem Wissen on top.

 

Marsyas Zskin
Echo and Narcissus
(Selbstvertrieb)
VÖ: 27.01.2020

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