Mittlerweile ist es eineinhalb Jahre her, dass NEÀNDER mit einem monumentalen Post-Metal-Brocken überzeugen konnten, der sich gewaschen hatte. Nun schießen sie mit Eremit ihr zweites Werk hinterher, welches dem selbstbetitelten Debüt in nichts nachsteht. Wieder rein instrumental, folgt ein Brett nach dem anderen, wobei stilistisch ein Monolith aus Post-Metal und Post-Rock geschlagen wurde, der zuweilen auch ein paar Kerben von Black Metal, Stoner- und Doom-Einschlägen aufweist.
Mit einem „Prelude“ gleitet das Album langsam und seicht in den ersten richtigen Song „Purpur“ über, dessen harte Post-Metal-Allüren dadurch noch besser zu tragen kommen. Stoisch wie ein Rhinozeros schreitet „Purpur“ voran, um mittig in Post-Rock-Gefilde abzudriften, die zum Ende hin in eine Dampfwalze münden, die alles überrollt, was ihr im Weg steht.
Im Titelsong „Eremit“ geht es anfangs ähnlich zu. Flächig beginnend, fusionieren im weiteren Verlauf atmosphärischer Post-Rock und kraftvoller Post-Metal miteinander, wobei am Ende des Songs eine beachtliche Fahrt aufgenommen wird und hier der zuvor in „Purpur“ noch etwas zurückgehaltene Black Metal-Einschlag ordentlich zur Geltung kommt.
Auch in „Ora“ zieht sich dieses mächtige Amalgam aus stoischer Energie fort. Hier wird jedoch wird der Song besonders zum Ende hin immer langsamer, fast schon doomig mit einem leicht dronigen Element, um so gemach in „Clivina“, einem kleinen Ruhepol auf Eremit, überzugehen. Dort schlängelt sich eine verspielte Gitarre durch einen besinnlich anmutenden Pfad, der an einen abendlichen Spaziergang erinnern mag.
Mit „Atlas“ wird dieser Ruhemoment rabiat gebrochen, so als wäre er die Ruhe vor dem Sturm gewesen. NEÀNDER lassen es hier noch einmal so richtig krachen. Wie Kriegstrommeln leitet das Schlagzeug den letzten Song auf Eremit ein, welcher sich darauf unverzüglich die Post-Metal-Hosen anzieht.
Man hört Eremit an, dass sich NEÀNDER aus versierten Musikern rekrutiert, die wissen, was sie tun. So setzt sich das Bandkollektiv zusammen aus Mitgliedern von Earth Ship, Ånd, Patsy O’Hara und der Liveband um Casper. Wie schon der Vorgänger wurde das Album in den Hidden Plantet Studios in Berlin aufgenommen und von Jan Oberg (Earth Ship) gemischt und Magnus Lindberg (Cult Of Luna) gemastert. Das Schlagzeug wurde gemeinsam mit Christoph Barthelt von Kadavar eingespielt.
Nach einem kraftvollen Debüt können NEÀNDER auch mit ihrem Zweitlingswerk überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass man dieses bald live genießen kann.
NEÀNDER
Eremit
(Through Love Records)
VÖ: 09.10.2020