Nick Lutsko – Songs On The Computer

Was sind das doch für verrückte Zeiten! Das Internet hat die Medienlandschaft auf den Kopf gestellt: Wer heutzutage einen Labeldeal, Gigs und Filmverträge klarmachen will, muss bereits eine Crowd mitbringen, die er sich in Netzplattformen erspielt hat. NICK LUTSKO zum Beispiel macht seit 2010 Musik auf Youtube, bei denen er politische Figuren und Celebrities karikiert. Mit seinem Indiepop/-rock hat er es dann in Comedyshows, sowie zu SuperDeluxe und Netflix geschafft. Nebenbei erschienen drei Alben, das letzte, Swords, erst vergangenes Jahr. Nun kann er mit THE $100K BAND in Puppenkostümen durch Amerika touren. Das neue Songs On The Computer ist eine Sammlung grinsender Kommentare, mit spitzer Feder verfasst.

In „I Wanna Be at the RNC“ träumt er sich in Sitzungen der Republikaner und macht sich hier mit Elektrobeats ordentlich Platz. Seine Stimme ist etwas wirr und harsch. Wie schön er singen könnte, wenn er will, beweist er später in der „Reprise“.

Where Did the Gremlins Go?“ beginnt mit rührseliger Orgel, nur um einen 80s-Popsong zu starten, der sich um das Ärgernis überflüssiger Filmfortsetzungen dreht. Ja, man kann natürlich jeden Kultfilm unendlich lange wiederholen, was jedoch den Kult nach und nach zerstört. Kennt oder mag eigentlich irgendjemand Kevin Allein Zu Haus Teil 3, also Wieder Allein Zuhaus (1997)? Nein? Eben. Noch jämmerlicher: Es existieren Teil 4 (Kevin – Allein gegen alle, 2002) und Teil 5 (Allein zu Haus: Der Weihnachts-Coup, 2012).

Was dabei herauskommt, wenn man ihn um einen Introsong für einen Webshop anfragt, klärt Nick auf „Spirit Halloween Theme Song“: Fröhlicher Indiepop, der ein paar Retweets auf Twitter bringen soll. Noch schöner: Sein großer Dank an das Model Chrissy Teigen für ihr Twitter-Abo („Chrissy Teigen, Please“). Und wenn sie entfollowed, würde er sie mit The Irishman-Theme Songs zurückgewinnen! So viel Mühe gab sich die BLOODHOUND GANG mit der Pornodarstellerin Chasey Lane nicht („The Ballad of Chasey Lain“). Wie sehr man sich heutzutage als Musiker den Medien anbiedern muss, beschreibt der Multi-Instrumentalist bei „Give Me A Show On Nick Jr“.

Auch Lutskos politische Satiren bleiben nicht aus. Da wird mit „Baby Blood“ die QAnon-Verschwörungsideologie und mal wieder US-Präsident Donald’s Irrsinn („Boat Parade“, „Trump’s Ass“) ausgewalzt. Grässlich auch, wenn Teens Trumps Sohn heiß finden, statt auf Fridays for Future-Demos zu gehen („The Ballad of Don Jr“). Von so viel Crazyness kann sich in Deutschland auch SVEN VAN THOM eine Scheibe abschneiden, vielleicht für den vierten Teil der Pudding Mit Frisur-Reihe.

 

Nick Lutsko
Songs On The Computer
(Selbstvertrieb)
VÖ: 04.12.2020

www.nicklutsko.com

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