Yungblud – Weird

Okay Junge, jetzt musst du aber in die Charts. Wer solch‘ einen Hype um seine Person aufbaut, dann aber bei der letzten EP nicht gerade hitverdächtig war, muss sich immer noch beweisen. Der Brite post schon mal mit seiner Fam auf dem Cover wie die Skinheads auf dem Poster zu This is England (2006). Schon beim Vorgänger tat YUNGBLUD ja so, als repräsentiere er eine neue Subkultur: queere HipHop-affine Poppunker aus dem Königreich. Doch wer die Lupe zückt, erkennt, dass es ja doch nur er selbst in verschiedenen Kostümen auf dem Cover ist.

In den Musikvideos, ja im ganzen Marketing bläst er sich nach wie vor extrovertiert auf und erinnert dabei frappierend an PINK in ihrer Try This-Zeit und nicht an einen Punker. Sein Punkrap wie „Strawberry Lipstick“ bleibt entsprechend verdaulich. Eltern dürften von solchen Teeny-Texten nicht mehr geschockt sein. Ob seine Erzeuger nun derart homophob und ignorant waren, wie sie in „Parents“ oder „Love Song“ gezeichnet werden, ist fraglich. Zudem ist die sogenannte Polyamorie („Cotton Candy“) ja das Ding von heutigen „pansexuellen“ Jugendlichen und keineswegs rebellisch. Sie erkennen nicht, dass sie nur einen promiskuitiven Fleischmarkt bilden. Im dazugehörigen Video liegen sie als nutzloser Haufen auf dem Boden und Yungblud stapft natürlich im Amor-Kostüm durch’s Klo.

Dieser Song und auch „Mars“ könnten tatsächlich eins zu eins von Pink stammen. Der Poppunk-Song „God Save Me, But Don’t Drown Me Out“ ähnelt eher AVRIL LAVIGNE, erst recht wenn noch die unvermeidliche Akustikballade („It’s Quiet In Beverly Hills“) angeschlagen wird.

Diese noch deutlichere Verschiebung in Richtung Pop passt eigentlich auf den Selbstdarsteller. Der Titelsong ist Synthiepop zum Influencer-Thema, bevor MACHINE GUN KELLY in „Acting Like That“ rappt, während TRAVIS BARKER am Schlagzeug sitzt. Die beiden bemühen sich gerade, ein Poppunk-Revival zu organisieren. Ob sie da auf den Richtigen gesetzt haben?

 

Yungblud
Weird!
(Locomotion Recordings/Interscope/Geffen)
VÖ: 04.12.2020

www.yungbludofficial.com

Live

09.05.22, Berlin
12.05.22, Hamburg
16.05.22, München
04.06.22, Köln

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